4. Tag – 16.08.2007 – Abschied von Kapstadt und Weiterfahrt nach Worcester
An diesem Tag durften wir nochmal zu einer christlichen Zeit aufstehen. Nach dem Frühstück ging es zu einer Diamantschleiferei. Was im Allgemeinen aber nicht als komisch empfunden wurde. Die Erklärung war zwar interessant, aber hinterher erwartete man von uns auch einen Einkauf. Da ich an dem Tag ziemliche Kopfschmerzen hatte, zog ich es bald vor, den Laden zu verlassen und vor der Türe auf die anderen Gruppenmitglieder zu warten.
Es ging dann weiter nach Stellenbosch. Einer alten niederländischen Siedlung, die sehr schön ist. Leider hatten wir dort nur wenig Zeit. Wir besichtigten das Dorfmuseum. Dort sind vier Häuser von Familien, die finanziell unterschiedlich gestellt waren. In jedem Haus war eine Frau, die uns in der passenden Tracht das Leben in diesem Haus erklärte. Es war sehr interessant. Vor allen Dingen die Erklärung im ersten Haus (Schroeder-Haus). Die Dame erkundigte sich gleich, ob wir Deutsche wären und erklärte dann das Leben der Familie, der das Haus einst gehörte, in einem süßen Denglisch. Aber das machte sie einfach sympatisch.
Am Stil der Einrichtung konnte man schnell den Stand der Familie erkennen. Höhepunkt war das Haus einer wohlhabenden Familie, die sogar eine Dusche im Bad hatte und jedes Kind ein eigenes Zimmer. Sogar die Wände waren tapeziert. In den anderen Häusern hingegen nur gestrichen.
Zum Herumbummeln blieb uns nicht viel Zeit. Da wir an dem Tag kein Mittagessen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer Möglichkeit, einen Snack zu kaufen. Nachdem wir uns durchgefragt hatten, fanden wir dann auch die "Little Patisserie". Dort gab es für einen erschwinglichen Preis sehr leckere Vollkorn-Sandwiches und andere Dinge aus Vollkorn. Es war mit Abstand das beste Sandwich, was ich in den zwei Wochen gegessen habe.
Von dort aus ging es zu einem großen Weingut mit Weinprobe. Eine Führerin zeigte uns die Weinkeller und erklärte, wie der Wein dort angebaut wird. Durch die Jahreszeitenverschiebung findet die Lese bereits im Februar statt. Nach der Führung gab es eine Weinprobe, die leider viel zu hektisch war und man Probleme hatte, sich für oder gegen einen Wein zu entscheiden. Gisela und ich kauften uns gemeinsam eine Flasche, die wir als Sundowner im Krüger-Nationalpark trinken wollten.
Durch eine wunderschöne Landschaft ging es dann nach Franschhoek. Dort siedelten einst die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. Es gibt dort auch ein Museum und jede Menge Andenkenläden. Wir zogen es aber zu viert vor (eigentlich die Gruppe, die wir während der gesamten Reise dann waren: Gisela, Ehepaar O. und ich), nach einem Café zu suchen. Dort tranken wir dann einen "Mamas Sweet Chococino". Das ist ein Cappucino, in dem unten Schokolade ist, die langsam schmilzt und hochsteigt. Saulecker. Dort verbrachten wir eine ganze Zeit in der Sonne und genossen auch die Straßenmusikanten. Die Unterhaltung war sehr kurzweilig, da Herr O. mal wieder seine Späßchen machte.
Nach einem kurzen Bummel durch die Hauptstraße ging es dann wieder zum Bus. Dieser fuhr uns dann zu unserem Hotel in Worcester.
Der Ort ist nicht unbedingt sehenswert und erschreckte noch mehr durch seine vielen auf den Straßen herumgammelnden Schwarzen. Die Arbeitslosigkeit ist in Südafrika erschreckend hoch (derzeit ca. 42 %). Die Geschäfte sind auch entsprechend gesichert. Vor vielen steht Wachpersonal oder es sind Gittertüren, die erst geöffnet werden, nachdem man um Einlaß gebeten hat.
In diesem Hotel erlebte ich zunächst eine große Enttäuschung. Das Protea-Hotel Cumberland wird neu renoviert und ist zum Teil auch schon fertig. Nach einem Begrüßungscocktail gab es die Zimmerschlüssel. Ich war schon enttäuscht, daß die Gruppe komplett in die andere Richtung zog, als ich. Man führte mich dann ins Zimmer und ich dachte, ich bin im anderen Jahrhundert. Hohe Decken (ist ja noch ok), kein Fenster zum öffnen, das Klo war gesprungen, ebenso das Waschbecken, es roch muffelig und der Putz löste sich von den Wänden. Eine Abstellkammer. Nach einiger Überlegung ging ich dann doch zur Rezeption. Dort wartete Rudi noch. Er frug mich dann nach dem Zimmer und ich antwortete ihm ehrlich. Innerhalb von fünf Minuten war ich dann in einem anderen Zimmer. Ebenfalls im neu renovierten Teil. Das Zimmer war wesentlich besser. Aber der Knüller war das Bad. Eine riesige Dusche, Waschtisch aus Glas und ein breites, bequemes Bett. Herrlich. Zufrieden machte ich mich dann wieder auf den Weg zur Rezeption, um mit Gisela noch einen Spaziergang durch den Ort zu machen.
Da die Sonne bereits zum 17.30 Uhr unterging, waren wir relativ schnell wieder im Hotel. Dort gab es am Abend ein riesiges, sehr leckeres Bufett und frisch gegrilltes Lamm. Köstlich. Auch der Nachtisch. Habe mir gleich zwei Mal davon geholt, weil es einfach sehr lecker war.
Da Rudi schon öfter dort war und mit dem alten Koch Josef Freundschaft geschlossen hatte, bot sich das Küchenpersonal an, nach dem Abendessen für uns zu singen. Das Angebot nahmen wir gerne an. Es war auch sehr schön. Zum Abschluß sang der Chor "Nkosi sikelelele i‘ Afrika", die südafrikanische Nationalhymne. Gänsehaut lief über unsere Rücken. Nun kam die Probe für unsere Gruppe. Es wurde gewünscht, daß wir auch unsere Nationalhymne singen. Oh weia... hilfloses Durcheinander. Kriegen wir das hin? Blicke suchten sich. Wer dirigiert? Keiner wollte. Es war schon fast panikartige Fluchtstimmung im Raum. Schließlich erklärte ich mich bereit, das zu erledigen. Ich wollte diese nette Stimmung nicht durch feiges Flüchten in Ausreden kaputt machen. Also.. auf ..... Die Mitglieder des Chores freuten sich sehr darüber und Josef kam um sich sehr herzlich bei mir und unserer Gruppe persönlich zu bedanken. Es hat sich auch keiner "verbrüht" oder sonstwas.
Am nächsten Tag erzählte uns Rudi, daß er sich auch sehr gefreut habe. Ihm sei es tatsächlich schon passiert, daß eine Gruppe in dieser Situation komplett aufgestanden sei. Einfach nur peinlich!
Nach diesem Auftritt haben wir noch etwas in der Hotelbar gesessen. Leider haben sämtliche Hotels die Angewohnheit ihre Bars früh zu schließen. Die kriegen schon Panik, wenn da ein Rudel Deutsche kommt, die um 21.45 Uhr noch ein Bier, einen Wein etc. bestellen. Diskret kommt dann schnell jemand mit der Rechnung.... Da wir aber am nächsten Tag viel Busstrecke hatten, gingen wir dann auch bald ins Bett.
Dieses Hotel ist übrigens wirklich schön – wenn man das richtige Zimmer hat. Auch das Frühstücksbufett am nächsten Morgen war eines der besten, was wir auf unserer Reise hatten. Das Hotel verfügt ebenfalls über einen kleinen Pool. Nur leider nicht der Ort. Es gibt zwar viele Geschäfte, aber keine Souvenirläden oder sonstwas, was den Touristen locken könnte. Dafür ist die Landschaft sehr schön gewesen. Ringsherum Wiesen, Berge und Weinanbau.
Gute Nacht Südafrika.... danke für Deine schöne Natur.