biggisreisen - Inder, Curry und auch Armut

8. Tag – 20.08.2007 – Hin zu den Drakensbergen

Um kurz vor 6.00 Uhr wachte ich auf und sah bereits den schmalen roten Streifen am Horizont. Rudi hatte uns schon vorgewarnt, daß wir bei gutem Wetter einen wunderschönen Sonnenaufgang haben würden. Das Wetter war gut... aber wann ist der Sonnenaufgang? Duschen wollte ich ja schließlich auch noch.


Ich wartete dann noch ein bißchen, um mich dann doch zu entschließen, zu Duschen. Diese Dusche ist eine der praktischsten, die ich während meiner Reisen bisher zu Gesicht bekam: sie ist nämlich so talentiert gebaut, daß sie gleich den ganzen Fußboden mit naß macht. D. h., ich konnte die im Bad bereitstehende Handtuchsammlung dafür nehmen, den Boden auszulegen, damit ich nicht ausrutschte. 


Also... raus ins Zimmer anziehen.... nö – nicht gleich ..... da kam sie. Die rote Kugel aus dem Ozean. Wunderschön. Was tun? Anziehen? Quatsch. Sieht ja doch keiner. 6. Etage, kein Gegenüberzimmer, keine Bildreporter in der Nähe, in einem muslimischen Land sind wir auch nicht... also. Knips, knips. Innerhalb von kürzester Zeit war dieses Farbschauspiel vorbei und ich hätte mich fürchterlich geärgert, wenn ich mich erst angezogen hätte. Also.... was soll‘s...... 


Nach dem guten Frühstück – was nicht, wie viele aus unserer Gruppe dachten, im Erdgeschoß genommen wird, sondern im 2. Obergeschoß – (die warteten brav vor der Türe vom Restaurant.....) machte sich unsere Gruppe auf zur Weiterfahrt in die Drakensberge.

Zuerst gab es aber noch eine kleine Stadtrundfahrt durch Durban. Die Stadt erinnert irgendwie an ein zu klein geratenes New York mit seinen breiten Straßen. Nachdem wir an einer der größten Moscheen Südafrikas vorbeigefahren sind – übrigens ein wunderschönes langgezogenes Gebäude ohne hohe Minarette – ging es zum indischen Bazar. Zwerg-Überdachter-Bazar von Istanbul. 


Hier werden Gewürze in allen möglichen Mischungen und Farben angeboten. Außerdem jede Menge Gebrauchsgegenstände für den täglichen Bedarf – oder das, was man meint, brauchen zu müssen -, Andenken, Kitsch, Vögel und auch Schmuck. Ich habe hier meinen Anhänger ergattert, nachdem ich mit der Verkäuferin schön brav verhandelt habe. Aber es ging um einige Euros. Andere Mitreisende wurden auch fündig, so daß wir ordentlich bepackt pünktlich am vereinbarten Treffpunkt waren. Rudi hatte für uns noch eine "Lehrstunde in Sachen Curry" organisiert.
 

In dem Bazar gibt es einen indischen Gewürz- und Taschenhändler (ja, beides in einem Geschäft), der sehr gut deutsch spricht. Dieser hat uns dann mit seinem netten Akzent erzählt, aus wie vielen Gewürzen Curry gemacht ist, denn es ist eigentlich eine Gewürzmischung. Je nachdem, ob man viele scharfe Mitgewürze hinein gibt, ist das Curry milder oder schärfer, dunkler oder heller. Der Vortrag war sehr lustig. Außerdem pries er dann noch seine "privaten" Gewürzmischungen an, die es nur bei ihm gäbe. Glauben wir es mal. Von der scharfen Paste, bis hin zu einer Soße, die schon so rot war, daß sie "eß mich bitte 2 x" rief. Ich kaufte mir dort noch ein Reis-Gewürz, was ich aber noch ausprobieren muß. 


Nach diesem kurzweiligen Vortrag ging es wieder zum Bus, nicht um dem jeweiligen Sitznachbarn die Throphäen des Konsums zu zeigen. Dabei kamen wir auch an einem Markt vorbei, an dessen Rand sog. Sangomas "Wunderheiler" sitzen und ihre Kräutermischungen verkaufen. Rudi warnte uns ausdrücklich davor, zu einem Sangoma zu gehen, da man nie wüßte, was die einem verkaufen. Selbst bei Einheimischen ist dies noch gefährlich und es hat schon Todesfälle aufgrund Vergiftungen durch diese Kräutermischungen gegeben. 


Auf dem Weg in die Drakensberge machten wir noch in Pietermaritzburg Mittagspause. Wir hatten dort Gelegenheit nochmal Geld zu tauschen, etwas als Snack zu besorgen und natürlich den obligatorischen Toilettengang.

Rudi bereitete uns nach dieser Pause darauf vor, was uns nun, beim Besuch einer Armenviertelschule, erwarten würde. Diese Schule wird u. a. von Missionaren geleitet und von einer privaten Hilfsorganisation unterstützt. Die Kinder empfingen uns mit einem bunten Liederreigen, wobei wir feststellen mußten, daß sich südafrikanische Schulkinder in keinster Weise von denen in Deutschland, Österreich usw. unterscheiden. Irgendein Kasper ist immer dabei. Gerade dieser Junge fand unsere uneingeschränkte Beobachtung, die er sich wohl auch erhoffte. Nach einigen Liedern sangen die Kinder die Nationalhymne von Südafrika. Nun stand der Kerl da und wußte nicht wohin mit seinem Kaugummi. Das schien man ihm wohl so eingetrichtert zu haben, kein Käujes bei der Nationalhymne. Verzweifelt rollte er das gute Stück zwischen den Fingern, versuchte es beim Nachbarn abzustreifen, der sich natürlich wehrte usw. Bis zum Ende des Liedes fand sich keine Lösung. 


Der Schulleiter zeigte uns dann die verschiedenen Räume wie z. B. PC-Raum, Küche, Speisesaal, eine Schulklasse usw. Die Kinder standen auf den Gängen und lachten schüchtern oder frech, winkten, gaben die Hand oder guckten einen einfach nur an.

Im Lehrerzimmer wurde uns dann über die Schule und die Arbeit der Hilfsorganisation erzählt. Ich möchte hier nicht alles wiederholen, denn diese Aussagen hören wir zu oft im Deutschen Fernsehen. Was uns aber erschrocken hat, ist, daß die Menschen dort trotz ihrer christlichen Religion noch immer an das glauben, was die Ahnen oder die Sangomas sagen. Ganz erschreckend fanden wir, daß viele Männer glauben, sie würden von AIDS geheilt, wenn sie mit einer möglichst jungen Jungfrau schlafen. Die Vergewaltigungsrate – nicht nur bei Mädchen – ist immens hoch und selten schafft es eines, bis zum Schulalter ohne Vergewaltigung zu kommen. Es gibt sogar Wettbewerbe unter den jungen Männern, wer die meisten Mädchen benutzt hat und entsprechend Kinder hat. Meistens setzen die Männer sich ab und zahlen keinen Unterhalt. Wenn ein unverheirateter Mann sagt, er habe 2 oder 3 Kinder, kann es auch sein, daß er 12 oder 13 hat, von denen er nichts weiß. Eine hohe Rate von Kindern sind AIDS-Waisen. Meistens werden diese bei der Großmutter erzogen. Damit dies zukünftig etwas entschärft ist (die meisten Vergewaltigungen finden am Nachmittag nach der Schule statt), wird derzeit mit dem Bau eines Tagesheimes begonnen, in dem sich die Schüler bis zum Abend aufhalten können. 


Natürlich ging dann auch der obligatorische Spendentopf herum – und ein Antragsformular für eine Patenschaft. Ein Thema, über das man sich streiten kann. Es gibt Für und Wider.

Zum Abschied winkten uns die Kinder noch am Tor – außer einem, der kannte wohl Stefan Effenberg.

Es ging dann in die Drakensberge zum Drakensberg Garden Ressort. Ein abseits, in den Bergen gelegenes Lodge mit vielen kleinen Häuschen, aber auch Zimmern. Die Anlage ist sehr sauber, verfügt über einen Pool, Golfplatz, Tennisplatz, Teich, Wanderwege etc. Bewundernswert fanden wir, daß die Kofferträgerinnen teilweise die schweren Gepäckstücke auf dem Kopf transportierten und rechts und links in der Hand nochmal Koffer trugen. Es war für uns sowieso etwas gewöhnungsbedürftig, den Koffer – bis auf die Ausnahme in Wilderness – immer getragen zu bekommen. Zu tief saß irgendwie noch dieses Sklave/Herr-Verhältnis, was wir gar nicht wollten. Allerdings legte es sich nach ein paar Tagen.... 


Nach Ankunft ging es dann erstmal ein Stück spazieren, denn wir saßen an dem Tag doch etliche Kilometer im Bus. Anschließend machten wir es uns nochmal ein bißchen am Pool gemütlich. Aber auch hier war es nicht anders, als an den anderen Orten: Sobald die Sonne weg war.... war es schweinekalt.

Vor dem Abendessen tranken wir dann noch einen Aperitif an der Hotelbar. Sherry aus Sektgläsern... die waren aber gut voll..... Natürlich ging es nach dem Essen wieder zurück dorthin, um den obligatorischen Brandy zu trinken.

Gute Nacht......

 
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