Um 6.30 Uhr war Treffen am Parkplatz angesagt. Dicke Wolken hingen über der Steppe und es schien kein schöner Tag zu werden... jedenfalls wetterbedingt. Ich hatte mir noch überlegt, eine Decke mitzunehmen, aber diese Erfindung zum Warmhalten hatte schon bei beiden BBCs zum schmunzeln geführt, als ich diese mitnahm. Ok... sind wir hart. Das wird schon.
Geschlafen hatte ich sehr gut, bis auf einen kurzen Zwischenfall, als sich zwei Buschbabys in unmittelbarer Nähe meiner Hütte stritten und furchtbar schrien... gehört halt dazu.
Pünktlich fuhren wir mit unseren Jeeps los. Was uns jetzt erwartete, hatte sich im Park wohl sehr schnell herumgesprochen, denn plötzlich tauchte vor uns ein Riesenstau auf – Berufsverkehr??? Nein... etwas, was nur sehr selten passiert, wurde für uns zum Traumerlebnis des Tages. Vegetarier jetzt weiterscrollen!!!!
Ein Rudel Löwen hatte unmittelbar neben der Teerstraße in der Nacht eine Giraffe gerissen, die sie nun zum Frühstück verspeisten. Die Fotoapparate und Videokameras glühten und wir drückten unablässig auf den Auslöser. Die Löwen ließen sich in keinster Weise stören. Die Kleinen versuchten mit ihrem Papa zu spielen, der sich ein bißchen dagegen wehrte, weil er es anscheinend auf Giraffen-Nackenkotellets abgesehen hatte. So standen wir eine ganze Weile, bis die Patroullie kam und versuchte, dieses Verkehrschaos aufzulösen. Dank eines blauen Jeeps uns seines Besitzers, kamen wir nur recht ungünstig an diese einmalige Gelegenheit Fotos zu schießen, denn der stand und stand und stand....
Wir fuhren ein Stück weiter, wendeten und konnten das Ganze nochmal betrachten. Allerdings wurde der Ranger langsam etwas ungehalten.... Aber es war super. Wenn auch unappetitlich. Irgendwie war ich froh, schon meinen kleinen, am Vorabend gekauften Snack gegessen zu haben.
Normalerweise passiert so etwas selten. Aber die Löwen sind lernfähig und haben anscheinend herausbekommen, daß Giraffen mit ihren langen Beinen auf der Teerstraße Probleme haben, sich zu halten. Sie jagen ihre Beute daher in diese Richtung, die Giraffe stürzt und schon ist das Leben von ihr beendet. Tja.. Pech für den einen, Glück für uns.
Es ging dann relativ ruhig weiter. Wir froren im Fahrtwind wirklich wie die Schneider. Anscheinend merkten auch die Tiere, daß es uns nicht so gut ging, denn sie verkrochen sich und außer ein paar Impalas gab es nicht mehr viel zu sehen.
Schließlich machten wir Frühstückspause. Den anderen Jeepmitfahrern ging es ähnlich und wir beknieten unseren Rudi, doch nochmal zum nahegelagenen Camp zurück zu fahren, um Decken zu holen. Unsere Gruppe war sogar schon soweit, Arnold zu bestechen, um diesen Abstecher zu machen. Also gut. Rudi willigte ein und nach dem Frühstück ging es wieder zum Camp zurück.
Mit Decken von vorne und hinten bewaffnet, ging es dann weiter und die Stimmung stieg wieder. Von da an kamen auch die Tiere wieder zum Vorschein. Leider aber nicht die Sonne. Elefanten, eine riesige Büffelherde, Affen, diverse Vögel, wunderschöne Aussichtspunkte und ein Haufen Eindrücke füllten den ganzen Tag aus.
Gegen Mittag machten wir wieder Rast und aßen, das leider kalte, Mittagessen. Oh, wie schön wäre etwas warmes gewesen. Und wenn nur eine Suppe.
Es war so kalt, daß noch nicht mal die Geier flogen, die warme Aufwinde brauchten... Aber die Decken hielten uns so warm, daß Frau O. meinte, sie käme sich vor, wie Zarin Katharina bei einer Kutschfahrt.
Auch am Nachmittag konnten wir wieder viele Tiere bewundern. Meine Sammlung an Giraffen- und Elefantenfotos wuchs ins Unermeßliche. Aber man kann ja aussortieren.
Wir sahen auch immer wieder Löwenrudel. Arnold meinte, daß dieser Tag günstig dafür wäre, bei Sonne würden sie sich unter den Büschen verstecken und wären nur schwer auszumachen. Es gäbe Wochen, da würde er keinen einzigen Löwen sehen und heute gleich so viele.
Schließlich trafen wir noch auf eine große Zebraherde, die wir lange beobachteten. Als diese dann die Straße kreuzten, merkten wir, daß da schon das nächste Frühstück herumlief. Ein Zebra humpelte fürchterlich. Tschüss Zebra....
Eine Elefantenmama mit Baby kreuzte auch noch unseren Weg und machte eindeutig klar, daß unser Jeep ausgerechnet da stand, wo sie lang wollte.
Ich war so begeistert von diesem Tag, daß ich irgendwann mal meine Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Geschämt habe ich mich dafür nicht, denn diese Reise war ein schon lange von mir gehegter Traum, der endlich wahr wurde.
Gegen 16.00 Uhr waren wir zurück am Camp. Wir nutzen die Zeit noch, um ein bißchen herum zu spazieren und zu quatschen. Gisela und ich ergänzten uns in der Hinsicht sehr gut. Zwei rheinische Frohnaturen. Im Camp liefen auch Paviane frei herum, die sich darüber freuen, wenn man ahnungslos an ihnen vorbei läuft und sie einem die Tasche klauen möchten.... also.....
vorsicht.
Nachdem wir nochmal im Souvenirshop waren und ich dann doch noch für meine Kinder ein paar T-Shirts kaufte, gingen wir gegen 19.00 Uhr mit dem Ehepaar O. zum Abendessen. Zuerst hatten wir vor, vor unseren Hütten zu grillen und die noch vorhandene Flasche Wein zu trinken. Da uns aber immer noch recht kalt war, entschieden wir uns, zum Restaurant zu gehen. Oh weia.
Es war nicht nur das teuerste Buffett, sondern auch mit Abstand das Schlechteste und mit der geringsten Auswahl. Es war so schlecht, daß es schon wieder lustig war. Frau O. meinte, sie habe "Wüstenfleisch" – trocken, wie die Sahara. Das stimmte auch. Auch der Geschmack. Maggisoße in Südafrika. Wir wußten anschließend, warum das Buffett so schlecht ausgeleuchtet war... damit man nicht erkennt, was man ißt. Außerdem gab es eine Sensation am kalten Buffett: Rollmops. Der schmeckte wenigstens.
Wir hatten einen sehr lustigen Abend miteinander, so daß uns vor Lachen oft die Tränen liefen. Schließlich freuten wir uns auf den Nachtisch.... mmmhhhh.... warmer Kuchen mit Vanillesoße. Aber, was ist das??? Wie schmeckt das denn????? Pfefferminzgeschmack. Ich mag ja gerne Pfefferminz, aber nicht als Vanillesoße. Kurz gesagt: ein kulinarischer Höhepunkt in negativer Hinsicht. Zum Glück war der Amarula genießbar. Wenigstens etwas.
Wieder am Rondavel angekommen, schrieb ich mein Tagebuch. Dabei sah ich, wie ein Buschbaby aus dem Baum kletterte, der genau gegenüber von meinem Eingang war. Ein süßer Anblick als dieses mich mit seinen riesigen Kulleraugen anschaute und dann davon schlich. Einfach nur schön, schön, schön.... warum nur 2 Tage??? Ich weiß es nicht. Sollte ich nochmal hierher kommen, dann bleibe ich im Krüger garantiert länger.
Alle Eindrücke dieses Tages aufzuschreiben, würde ewig dauern. Man kann es gar nicht. Man muß es erleben und auch sehen, wie geschickt die Farben des Fells die Tiere in ihrer Umgebung tarnen. Nur mit Mühe machten wir manches kleine Tier, wie Springböcke etc. aus. Arnold hatte einen geschulten Blick und sehr viel Geduld mit uns. Dadurch wurden diese zwei Tage auch zu einem unvergeßlichen Erlebnis.