7. Tag – 19.08.2007 – Auf in den Norden
An diesem Tag wurden wir bereits um 4.45 Uhr geweckt. An der Rezeption standen Frühstückspakete für uns bereit. Alle noch mit kleinen Augen, stiegen wir in den Bus, um zum Tsitsikama-Nationalpark zu gelangen. Dort wollten die den großen Yellowwood-Tree besichtigen.
Nach gut zwei Stunden Fahrt – überwiegend im dunkeln – kamen wir im Morgengrauen dort an. Die Straßen waren noch menschenleer, ebenso der riesige Wald. Leider ging das ganze im Dauerlauf vonstatten, was wir alle sehr bedauerten. Wir hätten uns sehr gewünscht, noch mehr von diesem wunderschönen, dschungelartigen Wald betrachten zu dürfen.
Der Baum ist sehr beeindruckend. Über 800 Jahre alt und über 40 m hoch mit einem unteren Stammdurchmesser von gut 2,50 m. Da hätte mein Mann seine Freude dran gehabt. Wir bestaunten dieses momumentale Naturwunder auch gebührend. Zurück ging es dann über einen Waldweg, an dessen Seite ein kleinerer "Bruder" von dem Riesen lag, der aus irgendwelchen Gründen umgekippt und schon ziemlich vermodert war.
In diesem Park leben auch einige wilde Elefanten, die wir aber leider – oder zum Glück – nicht zu Gesicht bekamen.
Kurze Zeit später machten wir Rast an der Paul-Sauer-Brücke mit 190 m einer der höchsten Brücken Südafrikas. Von der nicht weit entfernten 216 m hohen Brücke über den Fluss Bloukrans kann aus kann man die höchsten Bungee-Sprünge der Welt machen. Das Frühstück in der Sonne schmeckte hervorragend und viele kleine Vögelchen kamen an, um die Krümel aufzusammeln, die unsere 41köpfige Gruppe hinterließ.
Es ging dann weiter nach Pt. Elizabeth, von wo aus schon ziemlich früh unser Flug nach Durban startete. Der Flughafen in Pt. Elizabeth erinnerte mich stark an den hier in Friedrichshafen. Schön klein und übersichtlich. Rudi checkte uns als Gruppe ein, so daß wir mit dem Gepäck keine Last hatten.
Anscheinend legt man dort auch keinen Wert auf besondere Sicherheitskontrollen oder einen Flugplan, denn die Maschine hob gute 10 Minuten früher ab, als alle Passagiere an Bord waren. Allerdings war der Flug alles andere als angenehm. Ständig wurden wir durch Turbulenzen durchgewirbelt und einige Passagiere fingen auch das Jammern an. Aber solange das Personal noch lächelt besteht (hoffentlich) keine Gefahr.
In Durban gelandet gingen wir erstmal auf Kofferfang. Von dem Schrecken in Kapstadt noch nicht ganz erholt, ersehnte jeder seinen Koffer sehr heiß. Meiner war der Letzte. Ich hatte die Hoffnung schon fast ganz aufgegeben.
Ab Durban bekamen wir auch einen anderen Bus und einen neuen Fahrer. Von unserem Karel verwöhnt (er half beim Aus- und Einsteigen und packte den Bordkühlschrank immer voll mit Wasser), war der neue Herr am Steuer dann etwas der Gemütlichere.
Es ging dann erstmal zu einer kleineren Rundfahrt durch Durban, die uns teilweise etwas erschreckte, den offensichtlich ist man dort keine Ordnung gewöhnt. Kapstadt war aufgeräumt und es lag kein Müll herum. Auch hatten wir das "Vergnügen", Bordsteinschwalben bei der Kundenanwerbung sehen zu dürfen.
An unserem Zielort – der Ushaka-Waterworld – angekommen, stiegen wir aus um im Dauerlauf diesen riesigen Freizeitpark zu durchwandern. Wir hatten Tickets für eine Delfin-Show. Ich persönlich halte von solchen Veranstaltungen nicht viel. Aber was soll man machen. Da wir dann doch noch Zeit hatten, durften wir uns das Aquarium anschauen. Die Anlage ist wirklich gut gemacht und befindet sich in einem "Schiffswrack". Viele exotische Fische, Riesenkrabben etc. konnten bewundert werden. Highlight war aber das Haifischbecken. Kurze Zeit nachdem wir dort angekommen sind, sollte auch die Fütterung stattfinden. Ein Mann wurde in einem Drahtkorb hinabgelassen und hielt den Fischen ihr Futter hin. Diese scherten sich aber gar nicht darum. Eine Führerin erklärte über ein Mikrofon die ganze Prozedur und etliche kleinere Kinder bekamen ihre tagesüblichen Wutanfälle, was natürlich zu einem, dank der dann noch herumschreienden Eltern, immensen Lärmpegel führte.
Ziemlich bald flohen wir dann auch, um diesem Krach zu entgehen. Wenn man aber denkt, einen Raum weiter hat man seine Ruhe, ist man getäuscht. Über Lautsprecher wurde alles auch in die anderen Bereiche übertragen, so daß man gezwungen war, diese Ansprache mitzuhören. Ich bin etliches an Pop- und Rockkonzerten gewöhnt, die nicht gerade leise waren, aber gegen dieses Manöver sind selbst Bon Jovi oder Status Quo für Ohren noch eine Wohltat. Daher zogen wir es vor, noch etwas draußen zu spazieren und uns mit Getränken einzudecken. Leider gab es im Bus noch keine.
Schließlich ging es zur Delfin-Show. Nach 20 Minuten, einigen Saltos, Luftsprüngen etc. war aber alles schon beendet. Ich fand es enttäuschend, da ich auf Mallorca bereits eine wirklich super gemachte Show erlebt habe. Dies ist aber schon lange her und wir sind damals nur unserem 2jährigen Sohn zuliebe dorthin gegangen. Nun ging es zurück zum Bus. Dieser brachte uns dann in unser Hotel Southern Sun North Beach direkt an der Strandpromenade von Durban. Ein Riesenkomplex mit 32 Etagen. Alle Zimmer haben Meerblick.
Das Einchecken erwies sich diesmal etwas schwieriger als gewöhnlich. Mein ursprüngliches Zimmer sollte auf der 8. Etage sein. Also hopp-hopp, denn schon bald wollten wir uns zum Strandspaziergang treffen. Oben angekommen, öffnete ich die Türe und war ziemlich platt: Herumliegende Kissen, Bettlaken und Handtücher. Ups, was ist denn das? Also... 8 Etagen wieder herunter. Rudi stand noch mit meiner Reisebekanntschaft Gisela an der Rezeption, denn ihr Koffer war im Nirwana des riesigen Hotels verschwunden. Mein Problem vorgetragen. "Ach", meinte Rudi, " ich kann Dir nur sagen, es ist immer das gleiche hier im Haus. Es sind viele Farbige da, die ziehen einfach nicht aus, wenn sie keine Lust haben. Dein Koffer steht noch hier." Nach etlichem Wirr-Warr am Computer bekam ich dann ein Zimmer auf der 6. Etage. Es war tatsächlich frei und hatte zwei (!) Doppelbetten. Oh.... wäre ja schön, wenn man eine nette männliche Begleitung hätte... aber so..... Rudi meinte, daß wäre hier normal, da viele Saudis mit Sack und Pack anreisen und gerne solche Zimmer haben. Also... ok. In diesem Hotel gab es auch mit Abstand die meisten Fernsehprogramme – Inhalt natürlich: SPORT..... Wenn ich alle Sportsendungen, die ich – wenn auch nur kurz – gesehen habe, zusammenzähle und als sportliche Aktivität in meinen Lebenslauf eintragen würde, hätte ich einen richtigen Fitness-Urlaub gemacht und bräuchte mich jetzt jahrelang nicht zu bewegen.
Wir trafen uns dann wieder in der Lobby und mit vielen guten Ratschlägen von Rudi – aber ohne Geld, Schmuck und Fotoausrüstung – ging es dann auf die Promenade. Vorher leerten wir aber noch die halbe Karaffe Sherry die auf einem Tisch stand und ernteten die leckeren Fruchtsticks. Herlich die hohen Wellen und die Surfer. Angler standen auf den Stegen und fischten nach irgendwelchen Lebewesen, die irgendwann mal ein Fisch werden sollten. Natürlich blieb es nicht aus, daß wir angeqatscht wurden. "Buy, buy, please buy, Mister." Jaja... steck Dir Deinen Gürtel sonst wohin....
Nach gut 1 ½ Stunden wurde es langsam dunkel und wir zogen es vor, wieder zum Hotel zu gehen. Nicht ohne Begleitung durch Polizeisirenen. Wie sich herausstellte, waren die Tipps von Rudi nicht umsonst, denn ein Teil unserer Gruppe wurde tatsächlich mit dem Messer bedroht. Zum Glück hatten die auch nichts dabei – außer Tempotüchern, die aber "entführt" wurden.
Im Hotel angekommen, ging es gleich auf die 32. Etage um den superschönen Blick von dort oben zu genießen. Dort oben ist auch der Pool und ein bißchen Palmen, Wiese etc. Man hat wirklich einen gigantischen Blick auf die Stadt und das Meer. Ich war ganz weg und holte gleich meinen Fotoapparat. Die Aufzüge in dem Hotel machten wenigstens das, was man ihnen sagte und deswegen war ich ziemlich schnell wieder vom Zimmer zurück.
Auf Anraten von Rudi wollte ich dann meine Sachen auch im Safe deponieren. Das funktionierte aber nicht, da dieser der Meinung war, meine Wunsch-Pin-Nr. wäre "error". Nagut... Dann eben nicht. Geld und Fotoapparat würde ich sowieso mit zum Essen nehmen.
Mit dem Essen hatten wir an unserem Tisch Glück. Anderen hat es leider nicht so gut geschmeckt. Unser Kellner war auch eine Wucht. Der hatte ein Lachen, daß selbst unsere 64jährige Gisela auf ihrem Stuhl dahinschmolz. Wir saßen auch sehr lange dort – endlich wedelte mal keiner um 22.00 Uhr mit der Rechnung vor unserer Nase herum, genossen den guten Wein und gönnten uns noch einen Nachtisch.
Aufgrund des hohen Getränkekonsums – nein – nicht nur Alkohol! - hatte ich dann in der Nacht ein dringendes Bedürfnis... Ich gebe zu, daß ich dann im Dunklen durch die Zimmer tappe. Ist ja eigentlich auch ganz einfach. Es gibt in jedem Zimmer nur zwei Türen – die für das Bad und die zum Flur. Also... warum Licht? Hätte ich es doch gemacht, denn ich lief anstatt in das Bad in den begehbaren Kleiderschrank und stieß mich fürchterlich an dem dort hängenden Safe. Sch........
Leider ist Durban die Stadt in Süd-Afrika mit der zweithöchsten Kriminalitätsrate. Die Tipps von unserem Reiseleiter waren daher in keinster Weise umsonst, sondern lagen auch noch im Zimmer aus. Ich habe in keiner anderen Stadt, in der ich bisher war, in so kurzer Zeit so viele Polizeisirenen gehört. Die Promenade leert sich bei Einbruch der Dunkelheit auch schlagartig, so daß es wirklich schon an Selbstmordversuch grenzt, wenn man sich dort noch aufhält. Es kann durchaus passieren, daß Diebe ihr Handwerkszeug benutzen, um jemanden aus dem Leben zu befördern, falls man nichts dabei hat. Ich finde es extrem schade, denn die Promenade ist sehr schön, breit und ein richtiger kleiner Park. Ich hoffe sehr, daß das Land bis zur Fußball-WM u. a. auch dieses Problem in den Griff kriegen wird.