Am 17.05.2008 war es soweit. Bei dem uns schon bekannten Anbieter Bakadi-Tours sollte die Schnorcheltour starten. Einen Abend vorher erhielten wir eine SMS, daß wir um 7.45 Uhr am Hotel abgeholt würden. Pünktlich kamen auch Diana, Dirk und ihre Tochter Michelle. Im Bus saßen schon vier andere Gäste und wir hatten es von Anfang an sehr lustig. Wir holten noch ein männliches Pärchen ab und dann ging es zur Basisstation in Sekalla.
Dort konnten wir uns kostenlos mit Schnorchelausrüstung eindecken, außerdem gab es noch etwas zu trinken und Anti-Seekrankheit-Tabletten. Vorsichtshalber habe ich eine genommen und Florian auch. Man weiß ja nie, denn an dem Tag war es schon recht windig.
Es kam dann noch eine vierköpfige Familie dazu, die auch sehr sympatisch waren.
Nachdem wir uns erstmal locker kennengelernt hatten, ging es dann im Mini-Bus, Privatwagen und mit einem Pick-up, der Proviant geladen hatte, zum Hafen.
Wenn man die Häfen in Europa gewöhnt ist, ist das Besteigen des vierten Bootes in einer Reihe kein Problem. In Ägypten ist das aber anders. Schon das Erreichen des Bootes war eine sportliche Herausforderung. Wir mußten über drei Boote klettern, was gar nicht so einfach war, denn die schaukelten nicht gerade synchron und eines war sogar so störrisch, daß ein Crew-Mitglied hingehen mußte und es wirklich heftig am Seil "zur Besinnung rufen" mußte.
Nachdem wir endlich auf unserem Boot angelangt waren, hieß es erstmal Schuhe ausziehen und es gab erste Instruktionen. Wo sind die Kombüse/Salon, wo ist die Toilette, die Dusche und wo kann man seine Schnorchelutensilien abgeben. Taucher hatten wir keine an Bord.
Wir kletterten dann alle über eine Leiter auf das "Oberdeck" und genossen die tolle Aussicht auf das Meer und Hurghada. Es schaukelte schon ganz schön, aber da ahnten wir noch nicht, was uns auf dem offenen Meer erwarten würde.....
Es ging also los und wir waren alle noch guter Dinge. Dirk erklärte uns den Tagesablauf und wo wir Getränke etc. finden würden. Gegen 10.00 Uhr sollte es ein kleines Frühstück mit frischen Croissants, Tee und Kaffee geben. Die komplette Verpflegung ist im Preis bei Bakadi-Tours inbegriffen und es wird mit Essen und Getränken wirklich nicht gegeizt.
Langsam ging es auf das offene Meer und es schaukelte immer heftiger. Es machte uns aber noch nichts aus. Möwen begleiteten uns. Wir kletterten auf dem Boot herum und manche trauten sich ganz nach vorne auf die Spitze – Titanic-Feeling nur mit wesentlich mehr Wellen. Wir wurden da schon ordentlich naßgespritzt. Aber es machte Spaß. Die warme Sonne trocknete unsere Haut schnell.
Kurz vor 10.00 Uhr hieß es erstmal "Kaffeezeit". Bis auf Florian und zwei andere Passagiere machten wir uns auch auf den Weg nach unten und genossen die herrlich warmen Croissants.
Als ich wieder nach oben kam, sah Florian schon ein bißchen blaß aus und Kathrin meinte, ihm ginge es nicht gut. Mein Mann turnte immer noch über das Schiff und versuchte sich mit dem "Kapitän" über die Technik des Bootes zu unterhalten. Das ist gar nicht so einfach, denn mein Mann spricht kein Wort Englisch – und der Kapitän kein Wort Deutsch, geschweige denn den hiesigen Westallgäuer Dialekt.
Hans ging dann nach unten, um sich neues Wasser zu holen und Florian wurde auch ganz plötzlich munter und ging ziemlich schnell und blaß die Treppe hinab – um die Fische "zu füttern". Der arme Kerl hing ziemlich blaß über der Reling. Und traute sich gar nicht mehr weg. Eine andere Frau schloß sich Florian dann ganz plötzlich an und ein Mann wurde auch immer blasser, beherrschte sich aber.
Nach gut eineinhalbstündiger Fahrt kamen wir an unserem Ziel, einem traumhaften Riff (Name weiß Allah alleine, ich kann mir diese arabischen Bezeichnungen nicht merken) und einer Wasserfarbe an, die kein Mensch erfunden haben kann. Herrlich. Wir machten Anker und es hieß, daß wir hier die nächste Zeit bis nach dem Mittagessen auf alle Fälle bleiben würden.
Das Meer war ruhig und die Farben traumhaft. So machten sich fast alle – bis auf mich und die andere Frau – fertig für den ersten Schnorchelgang. Für Kathrin und meinen Mann war es das erste Mal und sie waren ganz schön aufgeregt. Nachdem wir gesagt haben, daß beide noch keine Erfahrung haben, bekamen sowohl Kathrin als auch Hans ihre eigenen Guides, die sie an die Hand nahmen und es ging ab ins Wasser.
Nach kurzer Zeit kam Kathrin wieder und meinte, es wäre so schön, ich solle für sie noch eine Unterwasserkamera kaufen. Das machte ich dann und ab ging es wieder in die Unterwasserwelt.
Ich traute mich immer noch nicht und ich bin ehrlich – auch nicht beim zweiten Schnorchelgang – mein Hintern ist schon ganz blau, so oft habe ich mich schon da reingetreten!
Die an Bord gebliebenen hielten nach Delfinen Ausschau. Es sah auch gut aus, denn schon nach kurzer Zeit, waren die Rückenflossen von zwei Exemplaren zu sehen. Diese schwammen aber noch relativ weit weg, so daß sie erst mit Fernglas relativ gut zu sehen waren.
In der Lagune waren nur noch zwei weitere Boote, die recht gut Abstand zu uns hatten. So daß wir uns nicht gestört fühlten, und die anderen auch nicht von uns.
Nach gut einer Stunde – oder war es länger – die Zeit verging wie im Fluge! Kamen alle anderen auch wieder an Bord. Es wurde abgetrocknet, die Schnorchelgarnituren weggeräumt und die gesehenen Eindrücke ausgetauscht.
Wir teilten den "Wasserratten" dann mit, daß wir Delfine gesichtet hätten und es geplant sei, nach dem Mittagessen zu dem Punkt zu fahren. So aßen wir dann gemütlich ein lecker zubereitetes Essen von einem kleinen, aber feinen Buffet.
Gleich nach dem Essen ging es los in Richtung der Stelle, wo die Delfine zum letzten Mal gesichtet wurden. Also – wieder schaukeln auf dem offenen Meer. Florian bekam schon Panik. Aber es war halb so wild, da sich die Stelle nur auf der anderen Seite vom Riff befand.
Da kam der Ruf wieder: "Dolfins, Dolfins!" Dann ging alles ruck-zuck. Wer mit den Delfinen schwimmen will, sofort Schnorchelgarnitur und evtl. Schwimmweste anziehen. Das Boot kreiste zuerst noch um die Delfine herum, um die bestmögliche Stelle auszumachen – und dann hatten wir sie, die Tiere schwammen um unser Boot herum, unter ihm her und waren einfach überall. Wir waren mittendrin. Ein Erlebnis, sondergleichen. Flinke Schwimmer – so daß fotografieren kaum möglich war, zumal das Boot auch noch ordentlich schaukelte. Plötzlich der Ruf: Schnell, schnell.... jetzt – jalla – jalla!! Zack Zack ging einer nach dem anderen ins Wasser. Die Delfine kamen zu unseren Schwimmern und begleiteten sie.
Nach einer unmeßbaren Zeit, die einfach wunderschön war, kamen alle zurück an Bord. Obwohl ich nicht dabei war, hatte ich Tränen in den Augen, denn ich freute mich für meine Tochter so sehr, daß sie diese Gelegenheit hatte. Kathrin war dann auch ganz begeistert und hörte gar nicht mehr auf davon zu erzählen, wie fantastisch diese Aktion gewesen ist. Unter Wasser wären noch viel mehr Delfine gewesen und die Tiere wären so nah an sie rangekommen, daß man sie hätte anfassen können.
Nach diesem tollen Erlebnis mußten wir alle erstmal wieder nach Luft schöpfen und fuhren zu einer anderen Stelle der Lagune, die noch schöner war, als die Erste. Das Riff ging fast bis unter die Wasseroberfläche und war riesengroß. Auch hier war nur ein weiteres Boot, was weiter von uns weg angelegt war.
Nach einer kleinen Pause ging es für die Schnorchler wieder ins Wasser. Ich Angsthase....!!!!! Mein Mann und Kathrin bekamen wieder ihre Guides und verschwanden in den türkisfarbenen Fluten um nach gut einer Stunde wieder zurück zu kommen und von den Fischen, Farben, den Korallen und Muscheln, die sie gesehen haben, zu schwärmen. Selbst mein Mann, sparsam mit Komplimenten, benutzte das Adjektiv "Genial!" – und das will was bei ihm heißen.
Ich nutzte die Gelegenheit um etwas für meine Hautfarbe zu tun und bruzzelte mit den anderen, die nicht mitgegangen waren, am Oberdeck in der Sonne. Durch den leichten Wind war es auch gut auszuhalten. Selbstverständlich haben wir auf guten Sonnenschutz geachtet und sind zwischendurch auch mal in den Schatten gegangen.
Gegen 16.00 Uhr – nach einer Kuchen- und Melonenpause – ging es dann langsam wieder zurück nach Hurghada. Ein unvergeßlicher Tag ging seinem Ende zu. Florian ging es mittlerweile wieder gut und er war auch kurz zum Schnorcheln im Wasser. Er tobte dann dafür mit Michelle zwischen den anderen Passagieren herum und stelle ihnen mit Hilfe von Michelle "Quizfragen".
Etwas schneller und mit weniger Seegang als bei der Hinfahrt kamen wir gegen 17.30 Uhr wieder im Hafen von Hurghada an. Diesmal mußten wir nur über zwei andere Schiffe klettern. Es wurde noch geschnattert und erzählt. Ein rundum gelungener Tag ging zu Ende, den wir so schnell nicht wieder vergessen werden.
Am Abend schwärmten wir anderen Gästen noch von diesem Ausflug vor und auch am nächsten Tag am Strand, so daß ein Ehepaar spontan auch so eine Tour buchte. Leider haben wir nicht mehr erfahren, wie es ihnen gefallen hat, da diese gleich am Morgen nach dem Ausflug abgereist sind.
Für uns war es ein wirklich wunderschöner Tag, den wir so schnell nicht wieder vergessen werden.
Copyright der Unterwasserfotos by Kathrin Krautz, 2008