Rückfahrt von Luxor
Eigentlich braucht man über Rückfahrten nichts zu schreiben... Man ist irgendwie froh, daß man wieder auf dem Heimweg ist, zumal wir ja schon 13 Stunden auf den Beinen waren und langsam wirklich Sehnsucht nach Ruhe und Beine hochlegen hatten. Aber über die Rückfahrt muß ich doch schreiben:
Kurz nach 18 Uhr ging es dann im Konvoi zurück Richtung Hurghada. Unsere Fahrerin Regina hatte uns schon vorgewarnt, daß die Rücktour die Schlimmere sei. Alle wollten nach Hause und die Busse lieferten sich ein regelrechtes Wettrennen. Na, mal abwarten.
Zuerst war auch alles ganz normal. Die Strecke bis hinter Qena ist nicht zum Autorennen geeignet und so fuhren wir dann nochmal durch diese Stadt. Wieder versammelten sich die Einwohner zum Winken am Straßenrand. Aber es waren wesentlich mehr, als noch am Vormittag. Männer, Kinder in Massen. Angebundene Esel und Kühe vor den Häusern, wild umherflatternde Hühner. Frauen, die ihre Wäsche im Nilarm wuschen (der ist so voller Chemie, daß man da wahrscheinlich kein Waschpulver braucht). Dann ein riesiger schwarzer Knubbel. Dachte schon, da ist eine Beerdigung. Aber nein, da saßen Hunderte von Frauen in ihrer Burka auf einem großen Platz und lauschten jemandem. Kinder liefen dazwischen – in Sachen, die so schon seit ewigen Zeiten tragen mußten, so dreckig wie die waren. Verrotzt bis zum geht- nicht-mehr, mit Ziegen auf dem Arm. Es war schlimm, solche Bilder zu sehen.
Langsam ging die Sonne unter und zauberte auf der gegenüberliegenden Nilseite eine wunderschöne Stimmung. Palmen und Minarette wurden zu Schatten. Richtig romantisch.
Kurz hinter Qena ging es dann los: Schnell, schneller am schnellsten. Jeder Busfahrer schien nur noch Fluchtgedanken zu haben und es wurde in teilweise hahnebüchenen Manövern überholt. Da es noch hell war, ging es noch einigermaßen. Wir waren auch noch von der Landschaft abgelenkt. Langsam kam die Wüste wieder und nur noch vereinzelt sah man am Straßenrand Palmen oder Oleanderbüsche bis schließlich nichts mehr wuchs.
Irgendwann mal lief neben der Straße eine Kamelherde. Leider sah ich diese zu spät, sonst hätte ich sie fotografiert.
Die Busse überholten sich immer wieder gegenseitig. Selbst vor Kurven. Ein Hupen und Blinken – man hätte meinen können, es geht um die Flucht vor einem Vulkanausbruch. Hauptsache weg.
Irgendwann mal machte sich dann bei Kathrin und mir Verzweiflung breit: Das weibliche Leiden! Toilette. Da uns die Rast für 20.00 Uhr angekündigt war, dachten wir lange, es ginge noch. Doch durch die ständigen Überquerungen von diesen "Stolperfallen" drückte es immer mehr. Kurz vor 20.00 Uhr frug Kathrin den Beifahrer wie lange wir noch hätten. Antwort: Halbe Stunde. Oh nein! Das halten wir nicht aus. Wir überlegten schon, wie wir unauffällig unsere Erlösung herbeiführen könnten. Aber fanden keine Lösung. Es war grausam. Bei jedem Holperer hatten wir das Gefühl, die Blase platzt gleich.
Um 20.10 Uhr baten wir dann den Fahrer, unbedingt zu stoppen, wir hätten ein Problem. Wir wußten, daß das nicht erlaubt ist, aber es war uns so egal.... Schließlich hielt der Fahrer kurz nach unserem Flehen an einer Polizeitstation und wollte denen auf arabisch klar machen, was Sache sei. Nee... nicht palavern! Ich hätte zur Not auch mitten vor den Bus gemacht – und Kathrin auch. Ich rief nur: "We need a toilette!" Freundlich leiteten uns zwei Polizisten in die Wachstube und öffneten mit einer großzügigen Geste die Türe..... zum Grauen der WC-Hygiene! So etwas habe ich noch nie gesehen – es war das zweitschlimmste Klo meines Lebens (das schlimmste war in einem Bahnhof in Frankreich, da mußte ich innerhalb einer Sekunde nicht mehr), aber das war auch schlimm.... nur nichts anpacken. Kathrin ging zuerst und ich öffnete schonmal unauffällig meine Hose. Die Polizisten hatten sich diskret zurück gezogen... und dabei eine Pistole auf dem Schreibtisch liegen lassen. Wie leicht wäre es für uns gewesen, diese mit zu nehmen.
Endlich war Kathrin fertig... schnell, husch-husch... Hose runter und nur nicht umgucken. Wasser stand auf dem Boden, die Klobrille zerbrochen und über die Farbe der Toilettenschüssel möchte ich mich nicht äußern. Mir war das auch so egal.... ich lies laufen, egal wohin, Hauptsache raus aus meinem Körper!
Als wir wieder in unserem Minibus waren, meinte Kathrin nur: "Hast Du die Tiere, die dort gekrabbelt sind auch gesehen?" Nein, habe ich nicht, und das war auch gut so. Da wir noch genügend Wasser hatten, haben wir uns erstmal gründlich die Hände gewaschen, obwohl wir nichts angepackt haben, außer notgedrungen die Türklinke. Wir haben auch nicht abgespült. Wer weiß, was da noch rausgekommen wäre.... uaaaaaa!!!!!!
Nach dieser gruseligen Angelegenheit ging es dann im Konvoi weiter. Da wir nun nicht mehr das 5. Auto, sondern das 50. waren, versuchte Ahmed, unser Fahrer, natürlich wieder alles aufzuholen. Er raste durch die Dunkelheit und ich rief nur noch "Schweia-Schweia". Ahmed und sein Cousin lachten nur... Haha!!!! Allah! Hilf! Wir überholten unendlich viele Busse.... nichts besonderes auf deutschen Straßen – aber in Ägypten ist das eine Übung für potentielle Selbstmordkandidaten. Man fährt nämlich auch in der Dunkelheit nicht mit Licht. Ne, warum denn? Das läuft so ab: Möglichst dichtes Auffahren auf den Vordermann. Beim Überholen kurz hupen, Warnblinkanlage an, Licht an (möglichst Fernlicht), Überholvorgang kann durchaus mehrere Busse betragen, auch wenn jemand entgegen kommt. Wieder hupen, Warnblinkanlage an, einscheren, Licht wieder aus und möglichst so hinter dem vorderen Bus herfahren, daß man sich mit dem Busfahrer noch unterhalten könnte.....
Gegen 20.30 Uhr trafen wir dann endlich an der Raststätte an, eine Toilette brauchten wir jetzt nicht mehr.
Nach einer halben Stunde sehr unterhaltsamer Pause ging es dann weiter. Wir waren in der Nähe des Busses stehen geblieben, ich glaube, daß war auch gut so, denn über den Parkplatz streifte ein Pärchen, welches gerade permanent in die Mini-Busse hineinschaute und besonders "interessante" Objekte mehrmals in Augenschein nahm. Kathrin meinte dann auch irgendwann mal, was das soll.... die guckten dann nur blöd, trotteten einmal um den Bus herum und schielten dann von der anderen Fensterseite wieder rein. Glaube, ich wäre an dem Abend meine Foto- und Videoausrüstung losgeworden....
Gegen 22.30 Uhr landeten wir dann wieder wohlbehalten, gut durchgeschüttelt und ziemlich sehr k. o. im Hotel. Da es im orientalischen Restaurant noch Essen gab, genossen wir noch eine Kleinigkeit. Ich hatte zwar geklauten Kuchen vom Frühstücksbufett mit, den wir auch im Bus gegessen haben, aber die erfrischenden Melonen vom Bufett waren dann noch ein runder Abschluß.
Nach einem kurzen Bericht an unsere Urlaubsbekannten verzog ich mich dann gegen 23.15 Uhr ins Zimmer – voll mit Eindrücken aber noch nicht so müde, daß ich schlafen konnte.... Dank TV gelang es mir dann doch recht bald.
Das war unser erster, eindrucksvoller und anstrengender Ausflug. Timo war ein guter Reiseleiter. Dafür, daß er bei verschiedenen Tempeln und Orten nicht mit hinein durfte, kann er nichts. Wir hatten einen schönen Tag mit ihm und sind für die gute Organisation dieses Ausfluges sehr dankbar. Auch im Mini-Bus hatten wir genug Platz. Wir konnten die Beine hochlegen und so entspannen. Florian lag auf der Rückbank. Nett waren die beiden Fahrer schon – fanden es aber lustig, daß deutsche Frauen so dringend auf Toilette müssen....
Was uns auch noch aufgefallen ist: Sobald es dunkel ist, schalten die Ägypter die Klimaanlage im Auto aus und die Heizung volle Möhre ein. Nicht nur auf der Rückfahrt von Luxor ist uns das aufgefallen, sondern auch bei nächtlichen Taxifahrten. Ob die glauben, wir frieren immer?????