Besuch des Karnak-Tempels
Nach einigem Suchen und Nachfragen fand Regina dann auch den Weg zum Karnak-Tempel. Hier parkten wir den Wagen unter einem Schatten spendenden Baum. Nachdem wir im Auto mit der Klimaanlage verwöhnt wurden, traf uns beim Verlassen des Autos erstmal der Schlag. Eine Hitze, wahnsinnig. Der schwarze Asphalt tat sein übriges, so daß man wirklich von allen Seiten gut durchgegart wurde.
Die fünfstündige Fahrt mit Regina war sehr angenehm und kurzweilig. Wir lachten viel und hatten keine Minute Langeweile. Florian hatte es ganz gut: Er konnte während einem Teil der Fahrt per installiertem DVD-Player den Film Garfield anschauen.
Wir zogen also los, da Regina uns dem Guide "Timo" übergeben wollte. Nach dem Tor zur Tempelanlage ist erstmal ein riesiger Busparkplatz. Hier sollte Timo warten. Aber weit und breit kein Timo. Über Handy verständigten sie sich dann und wir nutzten die Gelegenheit, erstmal das aufgetankte Wasser los zu werden. Schließlich fanden wir ihn und wurden von ihm lachend und herzlich begrüßt. An dieser Stelle verabschiedete sich Regina erstmal, um zu tanken und das Auto durch die Waschanlage zu schicken. So hatten wir zwei Stunden Gelegenheit durch eine wundervolle Tempelanlage, die über 3000 Jahre Geschichte beherbergt, zu wandeln.
Nachdem wir über den wirklich flirrend heißen Parkplatz gelaufen sind – die Busse lassen alle wg. der Klimaanlagen den Motor laufen – bekamen wir einen ersten Eindruck von der Größe und Mächtigkeit der Anlage. Zwei riesige Pylone bilden das Eingangsportal, davor stehen auf jeder Seite Mini-Sphinxe, die als Wächter dienten.
Hier erklärte uns Timo kurz die Geschichte der Anlage und wir bekamen Gelegenheit eindrucksvolle Bilder zu machen. Obwohl ich schon öfter Reisereportagen im Fernsehen über Karnak und auch Fotos gesehen hatte, war ich von dieser Größe erschlagen.
Die Tempelanlage wurde über die Jahre der pharaonischen Herrschaft immer wieder erweitert und jeder Pharao wollte sich damit noch mehr hervortun, als der hervorgehende. Die ersten zu sehenden Pylone sind 43,5 m hoch und wurden mit Hilfe von Lehm- und Sandhaufen mangels Leitern erbaut. Auf der Rückseite sind diese Hügel noch gut zu sehen. Je höher die Pylone gebaut wurden, umso mehr Lehm wurde aufgeschüttet, um diese weiter bauen zu können. Wenn man fertig war, wurde der Lehm wieder abgetragen und die Wände mit Hieroglyphen verziert. Wenn diese Reihe dann fertig war ging es weiter: Lehm weg – Hieroglyphen dran usw.
Der Innenhof ist mit Statuen und Sphinxen geschmückt. Hier suchten wir uns erstmal einen Schattenplatz und Timo erklärte uns weiter die Geschichte dieses imposanten Bauwerkes. Immer wieder findet man Nebentempel, vor denen Statuen Wache stehen und Zeugen einer über 3000jährigen Geschichte sind. Sich oft selbstrühmend stellten sich die Pharaonen und ihre Gemahlinnen selber dar, verherrlicht durch Symbole von Gottheiten und ihrer Macht. Imposant sind die Größen und nachdem viele Jahre dort restauriert und gegraben wurde, erstaunt es einen noch mehr, wie die Architektur in einem Zeitalter ohne Computer, statischen Berechnungen etc. so gelingen konnte.
Nachdem wir die 2. Pylonen passierten, kamen wir in den sog. Garten des Pharao. Hier stehen 134 Papyrussäulen. Sämtliche sind über und über mit Hieroglyphen verziert, die über das Leben der Pharaonen Amenophis, Sethos I. und Ramses II erzählen. Die Säulen am Mittelgang stellen geöffnete Papyrosblüten dar, während die seitlichen geschlossene zeigen. Diese Säulen waren auch in reichhaltigen Farben bemalt, die im unteren Bereich komplett verschwunden sind. Nur die Säulendecken zeugen noch von der Farbenpracht dieses Tempelteils. Verschwunden sind die Farben dadurch, daß Archäologen das komplette Gelände mit Hilfe eines früher vorbeilaufenden Nilarmes überschwemmten, um die Anlage von Sand und Lehm zu reinigen. Das ist gelungen, doch auf Kosten der Farbenpracht.
Auch sind die umgebenden Wände mit Kriegsgeschichten geschmückt, die selbstverständlich den jeweiligen Pharao als siegreichen Krieger darstellten, auch, wenn dies nicht immer der Fall war.
Wir gingen dann durch einen Seitengang weiter und betrachteten die beiden Obelisken des Thutmosis I. und der Hatschepsut. Beide sind sehr gut erhalten. Leider war hier kaum Schattenplatz vorhanden, so daß Timo seine Erklärungen relativ kurz hielt. Trotzdem waren sie informativ und wir hatten nicht das Gefühl, daß es Zacki-Zacki gehen muß. Schließlich kamen wir noch zum Heiligen See und dem davor stehenden Skarabäus. Dieser Käfer gilt in Ägypten als Glücksbringer und wenn man diese Säule sieben Mal umläuft und sich dabei etwas wünscht, soll dieser Wunsch auch in Erfüllung gehen.
Hie
r ließ uns Timo dann für eine gute ¾ Stunde alleine, damit wir in Ruhe fotografieren und uns alles nochmals näher anschauen zu können. Die Größe der Tempelanlage läßt bei einem Tagesausflug und den Temperaturen, die dort herrschten, keine komplette Besichtigung zu.
So zogen wir dann wieder zurück in den Garten und besuchten noch einige anderen Stellen, die schöne Fotomotive bildeten.
Zur vereinbarten Uhrzeit kamen wir dann wieder an den Treffpunkt. Mein Mineralwasser hatte mittlerweile eine Temperatur, die man nicht mehr als erfrischend bezeichnen konnte. Es war einfach nur noch eine Plörre.
Auf dem Weg zum Ausgang erklärte uns Timo noch einige Dinge und ließ sich auch von Florians vielen Fragen nicht aus der Ruhe bringen.
Wieder am Ausgang angekommen, wartete Regina schon auf uns. Wir fuhren dann gemeinsam zum Restaurant "Moro" am Nil um dort unser Mittagessen einzunehmen.
Das Restaurant liegt unmittelbar am Nil neben einer Anlegestelle für die kleinen Taxiboote, die die Einwohner Luxors auf die andere Nilseite bringen. Es war sehr schön, dies zu beobachten und auch die großen Kreuzfahrtschiffe, die uns passierten.
Aufgrund der großen Hitze hatten wir leider kaum Hunger, denn das Essen schmeckte sehr gut. Wir machten uns daher mehr über den Salat und die bereit stehenden Orangen her, die wirklich gut taten. Eine Cola tat ihr übriges und brachte unseren schlappen Kreislauf wieder auf Vordermann.
Nach einer guten Stunde Pause kamen Timo und Regina dann zu uns und wir mußten unsere Getränke bezahlen. Hier verabschiedete sich Regina von uns. Sie nahm eine Familie mit zurück nach Hurghada, die eine zweitätige Tour gebucht hatte. Mit Timo ging es dann weiter, auf die andere Nilseite, um dort noch die Kollosse von Memnon, den Tempel der Hatshepsut und drei Gräber im Tal der Könige zu besichtigen.