biggisreisen - Fahrt in die Arabische Wüste


Fahrt in die arabische Wüste

 

Unser dritter Ausflug führte uns in die karge Berglandschaft der arabischen Wüste. Um 8.00 Uhr wurden wir von unserem Guide Ahmed, unserem beduinischen Fahrer und dessen 9jährigem Sohn abgeholt. Zuerst ging es noch nach Makadi-Bay, um dort noch ein Ehepaar, welches die Tour mit uns machte, abzuholen.

Kurz hinter Safaga bogen wir dann ziemlich rasch auf die Wüstenpiste ab. Was uns aber wunderte war, daß an Bord weder GPS noch Funk waren. Ahmed meinte aber, daß wäre kein Problem, unser Fahrer wäre dort geboren und kenne sich dort aus, wie in seiner eigenen Westentasche. Lassen wir uns mal überraschen.

Unseren ersten Halt machten wir an einem relativ großen Strauch – für Wüstenverhältnisse. Hier erklärte uns Ahmed die Geschichte dieser Wüste. Nicht immer war dieser Landstrich so karg, wie er jetzt ist. Vor etlichen Jahrtausenden war die Wüste voll blühenden Lebens und grün. Durch den Klimawandel hat sich das aber verändert. Wenn man heute mit dem Flugzeug über die Wüste fliegt, kann man gut erkennen, wie wasserhaltig dieses Gebiet gewesen sein muß. Auch reichte das Meer lange bis in die Wüste hinein, so daß man im Gestein oft Fossilien findet, die zeigen, wie artenreich das Leben dort gewesen ist. Ahmed erklärte auch, daß der Klimawandel in der Wüste besonders stark zu spüren sei. Viele Beduinen, die bis vor einigen Jahren noch dort lebten, sind weiter Richtung Nil gezogen, weil sie für ihre Tiere dort kein Futter mehr finden.

Nach dem 20minütigen Stopp ging es weiter zu einer Ruine, die noch von den Römern stammt. Hier waren einst Wachposten stationiert. Auch nach 2000 Jahren war das Gebäude noch relativ gut erhalten. Was uns wunderte war, daß kein Mörtel zwischen den Fugen war. Ahmed erklärte uns, daß die Bauweise damals so war, daß man die Steine so auf- und ineinander setzte, daß die Bauten stabil waren. Ein architektonisches Wunder.

Weiter ging es über die noch im Rohbau befindliche neue "Autobahn", die zum Nil führen soll. Diese Straße wird aber nur für die Einheimischen benutzbar sein. Die Touristen müssen weiter über die bisherige Straße im Konvoi fahren. Bisher sieht man aber von der Straße, außer der Anhäufung eines platt gewalzten Erdwalls noch nicht viel. Angeblich soll diese aber in einem Jahr fertig und benutzbar sein – Inshallah! Dazu muß man sagen, daß ägyptische Zeitangaben durchwegs nicht denen entsprechen, die wir Europäer gewöhnt sind. Wenn ein Ägypter einem etwas für in fünf Minuten verspricht, kann man im Regelfall 15 Minuten darauf warten. Aber wir sind ja im Urlaub und haben Zeit.

Schließlich hielten wir in einem Tal, in welchem Säulen und Baufragmente herumlagen. Hier stiegen wir aus und Ahmed erklärte uns wieder die Geschichte dieses Ortes. Wir befanden uns in einem alten Steinbruch, den die Römer benutzten, um Granit aus dem Felsen zu schlagen. Damit bauten sie ihre Tempel in Rom. Aber wie kommen diese riesigen Bauteile dorthin? Ganz einfach: Rom beschäftigte viele Sklaven. Diese arbeiteten dort bei brütender Hitze in der prallen Sonne. Mit Menschenkraft wurden die Bauteile Richtung Nil bzw. einem Seitenarm gerollt. Damals gab es noch mehr Seitenarme des Nils, die wesentlich weiter in die Wüste herein reichten als heute. Von dort wurden die Bauteile auf Schiffe verladen und Richtung Alexandria gebracht. Nun ging es über das Mittelmeer nach Rom.

Ahmed schlug uns einen etwa halbstündigen Spaziergang vor. Halbe Stunde? Geht ja noch. Temperatur? Zu warm – definitiv, aber was macht man nicht alles. Wir tranken vorher nochmal alle einen Schluck aus dem reichhaltigen Getränkevorrat. Und dann ging es los. Ahmed führte uns über Stock und Stein – wobei mehr Stein da war. Zwischendurch fand man mal einen kleinen Busch, zu dem Ahmed auch jede Menge erklären konnte. Heilkräuter, wie die Beduinen sie auch heute noch benutzen. Angefangen vom Strauch, der gegen Kopf- und Zahnschmerzen hilft, bis hin zu einem unscheinbaren, dornigen Gestrüp, welches die Hebammen benutzen, um Gebärenden die Schmerzen zu erleichtern.

Schließlich kamen wir an einen Berghang, vor dem eine fast noch komplette mächtige Säule lag. Der Durchmesser dürfte über 2 m und die Länge ca. 30 m betragen haben. Ein schöner Rotton. Auch lagen hier jede Menge Fragmente, die bereits grob behauen waren. Die Endarbeiten fanden vor Ort in Rom statt. Die vielen Reste von Bauteilen sind auch dadurch entstanden, daß zum einen auch das römische Reich mal ein Ende hatte, und zum anderen häufige Kaiserwechsel dazu führten, daß immer wieder andere Projekte begonnen wurden. Auch lagen hier Reste von Amphoren herum.

Wir wunderten uns über am Wegrand aufgehäufte Steingebilde. Zuerst dachten wir, darunter verstecken sich alte Brunnen, die so gekennzeichnet wurden. Aber nein, daß waren sogenannte "Bremsklötze". Wenn die Säulen den Berg hinab gerollt wurden, bekamen sie ordentlich Fahrt. Um zu verhindern, daß diese nicht in der Spur blieben, wurden diese Steinhaufen aufgebaut. Die Sklaven mußten dann hinterher rennen und versuchen, die Säulen so zu lenken, daß sie zwar darauf trafen, und rechts oder links abbogen, aber dabei nicht kaputt gingen. Was natürlich nicht so einfach war.

Hier machten wir auch unter einem Felsvorsprung nochmals kurz eine Rest im Schatten. Viel Schatten gab es nicht, denn die Sonne stand schon ziemlich hoch. Langsam klebten auch unsere Zungen am Gaumen. Da wir ja nur eine halbe Stunde wandern sollten, dachten wir, es wäre unnötig, etwas zum trinken mit zu nehmen.

Es ging über einen kleinen Pfad weiter über den Berg. Auf der anderen Seite erblickten wir dann die Ruinen einer großen, alten Römerstadt. Hier lebten sie Sklaven mit ihren Familien und die Aufseher. Wir mußten dann einen ziemlich steilen Weg bergab laufen. Auf halber Höhe fanden wir die Ruinen eines Tempels. Religionsausübung war für die Römer selbstverständlich. Von diesem Punkt aus konnten wir auch fast die komplette Ruinenstadt bewundern.

Leider hatten hier auch die Menschen des 21. Jahrhunderts n. Chr. Ihre Spuren hinterlassen: Glassplitter, verrostete Dosen und Plastikflaschen. Nachweislich gab es so etwas in Rom noch nicht. Schade, daß es solche Ferkel gibt.

Wir durchwanderten dann die Ruinenstadt und fanden bei manchen Räumen leicht heraus, was dort mal gewesen ist: Waschbecken, Badewannenreste usw. zeugten von der hygienischen Lebensweise der Römer. Selbst in der Wüste. Reste eines alten Aquäduktes waren auch noch vorhanden.

Nach gut 1,5 Stunden europäischer und 30 Minuten ägyptischer Zeitrechnung kamen wir dann an unserem Lagerplatz an. Ein schattiges Plätzchen mitten in der Wüste, überdacht von Palmenplättern. Hier wartete schon unser Fahrer mit seinem Sohn.

Zuerst wuschen wir uns die Hände. Ganz erfinderisch: ein kleines Loch in einer Wasserflasche war unser Wasserhahn. Wassersparend. Anschließend gab es zur Stärkung erstmal für jeden eine Banane. Die sahen zwar merkwürdig aus, da sie noch grün waren, schmeckten aber herrlich. Die sind grün und bleiben es auch. Schließlich packten Ahmed und unser Fahrer eine Kühlbox aus. Darin befanden sich lecker gebratene Hähnchenschnitzel und eine Schüssel mit einer feinen Knoblauchsauce. Wir setzten uns auf den Boden und aßen mit Appetit. Dazu gab es wahlweise Brötchen vom Bäcker oder selbstgemachtes Fladenbrot, was wir vorzogen.

Immer wieder tranken wir und hier zeigte sich auch wieder, wie gut Cola tun kann. Normalerweise trinke ich das nicht, aber hier in der Hitze war es gerade nach so einer Wanderung das ideale Aufputschmittel für unseren Kreislauf.

Wir unterhielten uns über alles Mögliche und beobachteten die flirrende Luft. Die Stille an diesem Platz war herrlich. Nichts war zu hören. Kein Vogelpiepsen, keine Biene, die um einen herumsummte. Nichts. So still kann diese Welt sein.

Als Nachtisch gab es noch eine feine Wassermelone. Ich freue mich immer auf Wassermelonen in diesen Ländern, weil sie dort einfach schmecken. Das, was man hier im Geschäft erhält, schmeckt nach nichts und ist oft mehlig. Aber die Melonen dort – ein geschmacklicher Genuß.

Da Gebetszeit war, verzogen sich unsere drei ägyptischen Begleiter zum Gebet. Wir verharrten in dieser Zeit ebenfalls aus Respekt vor dem gläubigen Handeln in Stille.

Nach dem Gebet räumten wir alles schön zusammen und nahmen unseren Müll brav mit. Nun sollte es zu einer alten Goldgräberstadt der Engländer gehen. Wir waren schon gepannt.

Nach relativ kurzer Fahrt kamen wir schon an diesem Platz an. Hier hatten die Engländer eine Siedlung. Incl. der Dinge, die der gemeine Engländer offensichtlich auch in der Wüste braucht, um überleben zu können: Minigolf- und Tennisplatz. Unser Fahrer erzählte auf arabisch von dem Leben dort und Ahmed übersetzte. Es war sehr interessant, denn unser Fahrer hatte zu der Zeit, als die Engländer dort lebten – als junger Mann, gearbeitet.

Teilweise waren sogar die Farben an den Häusern noch zu erkennen. Da eine Bank, dort die Schule und auf der anderen Seite die Reste der Kirche.

Es ging weiter in eine Schlucht. Die Straße wurde auch für unseren Jeep irgendwann mal unpassierbar, so daß wir aussteigen mußten. Es ging nun einen relativ kurzen Weg (für unsere Verhältnisse waren 20 Minuten bergauf laufen schon kurz) zu einer alten Goldmine. Ahmed zeigte uns das Gebäude des Wachpostens, die Steinwäscherei und Steine, in denen sich noch mikrokleine Goldkrümelchen befanden. Nach wenigen Metern kamen wir zum Eingang der Goldmine.

Hier rasteten wir erstmal im Schatten. Die kühle Luft, die aus dem Schacht kam, tat gut. Er erzählte uns über die Arbeit in den Goldminen. Anhand der Gesteinsstruktur konnte man erkennen, ob es sich lohnen würde, in so einer Mine zu fördern. Oft leben auch noch Beduinen oder andere Menschen in solchen Höhlen. Dabei ziehen sie sich aber ganz weit in diese zurück, um nicht entdeckt zu werden.

Nach einiger Zeit zündeten wir die am Höhleneingang befindlichen Kerzen an und stellten diese mit Hilfe von Sand und kleinen Steinchen in halbierte Plastikflaschen, die dort bereit standen. Mit diesen Laternen bewaffnet, zogen wir dann in die Höhle. Nach wenigen Metern schon zeigte Ahmed uns eine Quarzader, die darauf hinwies, daß es hier Gold gegeben hat. Es war stockdunkel und die vier kleinen Kerzen waren eher eine Andeutung von Licht. Wir kamen uns vor, wie beim Martinsumzug.

Es ging dann wieder zurück zu unserem Jeep. Unser Fahrer wartete immer brav mit seinem Sohn auf uns. Mittlerweile hatte er das Auto auch gewendet, so daß wir ohne weiteres aus der engen Gasse kamen.

Weiter ging es durch die Wüste. Die Landschaft karg, aber reizvoll. Wir begrüßten mit der Hupe Arbeiter, die am Straßenbau beteiligt waren, ließen uns vom Staub der vorbeifahrenden LKWs einpudern und bogen bald wieder in ein stilles Tal ab.

Hier fand unsere letzte Rast statt. Es war bereits später Nachmittag und es gab mittlerweile auch wieder Schatten. So setzten wir uns in den warmen Sand, tranken und aßen die Reste unserer Melone, die Stille genießend. Der Sohn unseres Fahrers kletterte derweil die steile Bergwand wie eine Gazelle hinauf – barfuß. Jede deutsche Mutter würde hier sofort ihre Autorität walten lassen und mit einem kräftigen Schrei "Komm sofort da runter." Ihr Kind wieder auf den Boden zurück holen. Aber hier war es selbstverständlich. Ein Beduinenkind kann das.

Unser Fahrer entdeckte dann einige Meter weiter Spuren von Bergziegen im Sand. Mit Händen, Füßen und Geräuschen erklärte er uns dann, wie dieses offensichtliche Pärchen von einer Felswand hinab, durch den Sand zur anderen Felswand und dann wieder hinauf geklettert ist. Er hatte offensichtlichen Spaß daran.

Auch hier war wieder Gebetszeit und wir schwiegen ebenfalls wieder in Respekt davor.

Nach dieser Rast ging es wieder langsam aus der Wüste hinaus in die Realität.

Die Wüste ist eine Ödlandschaft. Hat aber ihre Reize. Gerade, weil sie so unwirtlich ist und die Erzählungen von unserem Guide taten ein übriges dazu, diese Wüste zum Leben zu erwecken.

Die Fahrt war angenehm. Die Knochen waren heil geblieben und auch am nächsten Tag mußten wir uns nicht mit schmerzenden Gelenken herumplagen.

Ein Erlebnis für sich. Ach ja... Schlangen: Ahmed erzählte uns, er lache sich immer über die Filme aus den USA halbtod, wenn dort Menschen von Schlangen gebissen würden. Es wäre ein Heidenspaß für ihn. Schlangen, so erklärte er uns, sind zum einen extrem faul und zum anderen extrem feige. Ehe sie jemanden beißen, verkriechen sie sich lieber. Sie bewegen sich im Prinzip nur, um Nahrung zu finden. Beißt eine Schlange doch einen Menschen, ist er ihr einfach zu nahe gekommen – was natürlich passieren kann. Auch Skorpione beißen nicht einfach so. Genau wie bei unseren Wespen, wehren sie sich nur gegen Eindringlinge. Naja..... Allerdings hat uns Rudi, unser Reiseleiter in Südafrika das Gleiche erzählt, wird wohl schon etwas dran stimmen. Also: Respekt haben ja, aber immer an das glauben, was Hollywood uns auftischt: nein!

Gegen 17.00 Uhr lieferten wir unser das Ehepaar wieder in Makadi ab. Wir waren ca. 30 Minuten später wieder im Hotel. Ein interessanter Tag ging zu Ende.

Auch diese Tour machten wir mit Bakadi-Tours. Ohne Werbung betreiben zu wollen. Mit diesem Unternehmen haben wir einen zuverlässigen Anbieter für Individual-Touren gefunden. Es war genau das, was wir wollten. Wir blicken also zufrieden auf drei wunderschöne

 
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