Überfahrt, Kolosse von Memnon und Tempel der Hatshepsut
Timo organisierte uns ein Boot, mit dem wir übersetzen konnten. Auch hier waren wir wieder alleine. Was aber schön war. Ein junger Mann – ein Cousin von einem Cousin usw. fuhr noch mit und diesen setzten wir zuerst auf der anderen Nilseite ab.
Der "Kapitän" lud auch bald Kathrin dazu ein, daß Boot selber zu lenken und uns heil ans andere Ufer zu bringen. Sie sah aus, wie jemand von Bay-Watch, der guckt, ob nur ja kein Hai in der Nähe ist, hat aber ihre Aufgabe gut gemeistert.
Wir schipperten dann noch eine Weile auf dem Nil herum und Timo erklärte uns noch einiges zur Geschichte Luxors und des Nils. Dieser Fluß war und ist die Schlagader des Landes und die Landwirtschaft spielt sich nur in einem kleinen Umkreis dieses Flusses ab. Das restliche Land teilt sich in verschiedene Wüsten – wovon die Sahara die bekannteste ist – auf.
Nach dieser kleinen Bootsfahrt legten wir dann an und hier konnten die ägyptischen Straßenverkäufer gleich mal meine Stimmgewalt und Wut kennenlernen. Denn kaum setzten wir unsere Füsse wieder an Land, kamen diese schon an und stürzten sich auf uns, um uns Tücher, Sphinxen und weiß der Teufel was, zu verkaufen. Ein "la shukran" genügte leider nicht, so daß ich "emshi" anwenden mußte – bedeutet in etwa "Verpiß dich!", das taten die bei mir auch – nur bei meinem Mann nicht. Der läßt sich leider immer wieder in Diskussionen mit solchen Typen ein.....
Endlich am Parkplatz oben angekommen, wartete schon unser Minibus mit unserem neuen Fahrer auf uns, der uns am Abend auch wieder nach Hurghada bringen sollte. Zuerst ging es zu den Kolossen von Memnon. Zwei riesige ca. 18 m hohe Statuen erheben sich vor einem. Diese waren einst Bestandteil eines Totentempels und galten als Wächter. Der Tempel ist nicht mehr existent und auch beide Figuren sind nur Dank der aufoperungsvollen Behandlung durch Archäologen erhalten geblieben.
Zu beiden Kollossen gibt es eine Sage: Durch ein Erdbeben wurde der Tempel zerstört und die beiden Sitzfiguren stark beschädigt. Da es wohl bei einer Figur zu einem Riß kam durch den der Wind pfiff, dachten die Ägypter, diese Figur würde singen. Dadurch hielten die Bewohner diese Figur für ein Abbild des Memnon, der seine Mutter mit einem Morgenständchen begrüßt. Im Jahre 199 n. Chr. Wurde diese Statue aber durch den römischen Kaiser Septimus Severus renoviert und seitdem schweigt diese Statue.
Nach dem kurzen Fotostopp an diesem Punkt – was anderes gibt es dort nicht zu sehen – ging es weiter zum Tempel der Hatshepsut.
Dort am Parkplatz angekommen, löste Timo für uns die Eintrittskarten und wir fuhren mit einer Art "Bimmelbahn" zu dem Tempel. Die Fahrt ist zwar sehr kurz, aber angenehm, da man bei der dort vorherrschenden Hitze nicht laufen muß. Wahrscheinlich wären wir auch am Asphalt festgeklebt.
Wir ließen uns dann erstmal im gut klimatisierten Cafè unterhalb des Tempels nieder und Timo erklärte uns dort die Geschichte des Tempels und die Bilder, die dort verewigt sind. Auch hier stellte er sich wieder brav unseren Fragen und beantwortete diese sehr geduldig und freundlich.
Der Tempel ist dreistöckig an den Berg gebaut und verherrlicht die Pharaonin. Teilweise wurden durch Nachfolger die Gesichter von ihr unkenntlich gemacht, da diese Probleme mit ihrer weiblichen Vorgängerin hatten. Hatshepsut hatte sich nach dem frühen Tod ihres Mannes selber zur Pharaonin erklärt. Eigentlich sollte sie nur die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn übernehmen. Dieser hatte aber die größten Probleme zu akzeptieren, daß seine Mutter, Herrscherin über das ägyptische Reich war.
Man kommt über einen großen Platz zu den Treppen, die zu den einzelnen Etagen führen. Wir besichtigten nur die beiden unteren Etagen. Die Wandgemälde sind zum Teil sehr gut erhalten und zeigen Szenen aus dem Leben der Pharaonin. Besonders gut erhalten sind die Bilder von ihrer "göttlichen Empfängnis" bis hin zur Geburt ihres Sohnes. Kriegsszenen wurden teilweise abgeändert, so daß anstelle des Gesichtes von Hatshepsut gar nichts zu erkennen ist oder irgendein anderer, der sich mit fremden Federn schmücken wollte.
Im oberen Teil erklärte uns einer der Tempelwächter noch vieles über die Geschichte von diesem Tempel – ohne Trinkgeld zu verlangen, welches wir ihm aber gerne gaben. Auch zeigte er uns die Kapelle des Tempels. Dort blicken zwei Augen starr geradeaus – genau auf den Tempel von Karnak.
Leider wurde die dortige Stille kurzzeitig durch das Gröhlen einer besoffenen Ladung Touristen gestört. Da dort – wie überall in Ägypten – Wachpersonal herumsteht, wurde dieses aber schnell unterbunden.
Nach eingehendem Fotografieren, bestaunen und zuhören gingen wir nach einer halben Stunde beeindruckt, wieder zu unserem Treffpunkt zurück. Wir liefen durch etliche Verkäufer, die uns wieder Mal alles mögliche aufzwingen wollten, zur Bimmelbahn und dann zum Minibus. Denn wir hatten noch eine Station vor uns: Das Tal der Könige.