Auf dem Plan für den heutigen Tag standen Notre Dame, Ile St. Louis, Centre Pompidou und dann noch – weil schon in der Nähe – Les Halles.
Das Wetter war mal wieder optimal. Wir machten uns dann also auf. Mal wieder relativ früh. Der Vorplatz vor der Kirche war schon gut besucht, aber noch nicht so stark, so daß wir in Ruhe Fotos machen und die Kirche von außen besichtigen konnten, ohne ständig angeschubst zu werden.
Als Ex-Kölnerin erinnert mich der Baustil schon ein bißchen an das gute Stück am Rhein. Nur ein bißchen kleiner – halt eingelaufen.... Die Innenbesichtigung war auch sehr schön. Fotografieren ist hier ohne Blitz erlaubt. Im Chorbereich steht ein Holzmodell von Notre Dame und ein Modell, wie der Bau abgelaufen sein könnte. Hier knubbelte sich natürlich alles. Beeindruckend waren die Rosettenfenster. Das Licht, was sie in die Kirche einfallen lassen, macht alles sehr geheimnisvoll.
Nach der Besichtigung des Inneren, entschieden wir uns noch, den Turm zu besteigen. Nichts ahnend, was da auf uns zukommen würde, den Turmbesteigung ist nicht gleich Turmbesteigung und erst recht nicht, wenn man in Paris ist. Den Eingang zur Turmbesteigung findet man, wenn man rauskommt, gleich rechts. Dort steht ein Schild "Alle 10 Minuten 20 Leute". Nun gut, was immer das bedeutet. Das wußten wir dann 12 Minuten später. Aber vorher kommen noch 20 Leute vorbei, die ihre Eiffeltürme loswerden wollen. Nett war, daß der "Turmeingangswächter" vorbeikam und eine gratis – oh Wunder!!!! – Broschüre anbot. Egal in welcher Sprache.
Dann ging es los. Der Aufstieg für Erwachsene kostet 7,50 Euro, für Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Ziemlich schnell merkten wir dann, daß der begrenzte Zugang nicht nur ein Muß ist, sondern auch System hat. Nachdem man 3 Umdrehungen auf der Wendeltreppe gelaufen ist, wird man Zwangsumgeleitet in einen Verkaufsraum. Erinnerte mich ein wenig an Kaffeefahrten in der Türkei, wo man, bevor man bei Ausflugsfahrten endlich in Antalya ankommt, noch in eine der vielen Teppich-, Leder- oder Schmuckfabriken umgeleitet wird. Kaufen wollte natürlich keiner was. Man will ja auf den Turm. Aber dieses Merchandising sollte sich die Kölner Dombauhütte mal überlegen..... Nach 10 Minuten wurden wir dann wieder gnädig weiter gelassen.
Notre Dame ist ja nicht hoch... aber die Treppengänge sind so verwinkelt, daß man das Gefühl hat, man läuft ewig rauf. Irgendwann mal kommt man dann doch auf der Etage an, die den Übergang zwischen beiden Türmen bildet. Es ist schon beeindruckend, wenn man die Wasserspeier so nah sehen kann. Die Gesichtsausdrücke sind sehr unterschiedlich. Der eine grinst, der andere langweilt sich und der nächste streckt die Zunge heraus. Natürlich hat man auch von dort eine gute Übersicht über die Stadt.
Man hat dann noch die Möglichkeit, die große Glocke "Emanuelle" zu besichtigen. Sie hängt separat und man muß durch eine ziemlich kleine Tür hindurchschlüpfen und eine enge, alte Holztreppe hinaufsteigen, um sie sehen zu können. Da der Auf- bzw. Abstieg bis ganz oben über die gleiche Treppe erfolgt, muß man an einer bestimmten Stelle warten, bis man durchgelassen wird. Per Walkie-Talkie wird sich verständigt. Die Treppen sind aber wirklich sehr eng, so daß man schon als Nicht-Modell mit Schuhgröße 42 teilweise Probleme hat.
Nun ratet mal, was nach dem Abstieg unser nächstes Ziel war? Genau... die öffentliche Toilette vor der Kirche. Da es aber 12.05 Uhr war, als wir unten ankamen, verschloss die nette Dame gerade das Gitter und meinte nur "Closed!" Bummm.. da standen wir nun mit unserem Übergepäck. Nun gut... in Bistros ist halt schlecht wg. dem Bezahlen. Auf Anraten unseres Reiseführers sind wir dann Richtung Ile St. Louis gelaufen, auch um dort etwas zu essen. Außerdem wollten wir gerne ein Eis von "Berthillon" – angeblich dem besten Eis von Paris. Wir irrten dann dort durch die Gassen um festzustellen, daß es zwar genügend Möglichkeiten gab, um an das Eis zu kommen, das Geschäft aber selber zu hatte.
Aufgrund der Dringlichkeit gingen wir dann doch noch in ein Bistro und tranken einen Kaffee bzw. ein Wasser.... wobei der Kaffee eine Art "Red Bull angewärmt" war, denn er war so stark, daß ich das Gefühl hatte ich hebe gleich ab.
Nachdem wir dort unser Doping eingenommen hatten, entschieden wir uns, in einem Supermarkt Wasser, Wein und in dem gegenüberliegenden Bäcker Quiche zu kaufen und uns in die Sonne an der Seine zu setzen. Bei dem Wetter schon fast ein Muß. Trotz des hohen Preises rang ich mich dann doch zu der teuersten Kugel Eis meines Lebens durch und kaufte mir ein Caramel-Eis.... es war wirklich saugut.
Da wir alle neugierig auf die Rolltreppe vom Centre Pompidou waren, gingen wir dann dorthin. Irgendwie hatte ich meine Brille beim Lesen des Reiseführers nicht auf, denn ich hatte im Kopf, man könnte die Rolltreppe benutzen, ohne Eintritt zu bezahlen. Ätsch! War nicht so.... ok.... Was tun? Da Les Halles in der Nähe sind, gingen wir dann noch zu diesem gigantischen Einkaufszenter. Na gut... es gibt bestimmt größere. Aber wenn man, wie ich am Land lebt, und dort jede Geschäftsansammlung ab 3 Geschäften schon als "Center" bezeichnet wird, ist Les Halles gigantisch. Auch dort schauten wir uns um. Für uns Landpflanzen war die Mode im schwedischen Kleiderhaus (nicht Möbel!!!) schon toll anzusehen... aber so hier im Allgäu herumlaufen? Jedenfalls gucken ist ok.
Es ging dann wieder nach Hause, ein bißchen Beine hoch und weiter Richtung Montmatre. Wir wollten uns an diesem Abend den Sonnenuntergang dort oben anschauen und bei Gelegenheit dort auch Essen. Wir hatten von Carolin einen Tipp bekommen. Sonnenuntergang war nichts... nur ein bißchen, da Sacre Coeur nicht hoch genug liegt, um über die umstehenden Häuser gucken zu können. Auf der Suche nach dem optimalen Platz liefen wir auch über den Place du Tertre. Dort spielte doch tatsächlich eine schottische Dudelsackkapelle. Das war nett... Edinburgh mitten in Paris. Naja... Sonne weg, Hunger da. Also ab zu dem Tipp.
Draußen stand eine Speisekarte. Die Preise waren ok. 15,00 Euro für ein 3-Gänge-Menue. Wir fanden auch alle 3 gleich etwas. Also rein in den Schuppen. Es saßen noch ein paar Kaffeegäste da Das Team vom Haus saß gemeinsam an einem Tisch und hatte offensichtlich nichts zu tun. Meine Frage nach einem Tisch für 3 Personen wurde nur mit "Mange – Mongschee"? quittiert. Ich bejahte und wir setzten uns an einen der sehr eng gestellten Tische. Es dauert noch eine Weile, bis der Garcon mit seiner Speisekarte kam. Diese überraschte uns dann mit den Preisen für den Wein..... 25 Euro aufwärts. Boah.... da bleibste lieber nüchtern.
Irgendwie hatten wir drei dann die gleiche Idee.... raus hier. Der Kellner war auch nicht gerade freundlich... also. Nur meine Tochter und ihr Problem.... Das konnten wir da auch nicht lösen, da der "Eintritt" 50 ct. betrug. Also ab... Auf der Suche nach einem neuen Lokal kamen wir am "Chez ma cuisine" vorbei. Das Lokal, für das wir uns dann auch entschieden. Kein Fehler, wie sich nachher herausstellte.
Das Lokal ist in zwei Teile untergliedert. Einmal der Vordere, in dem man halt ißt und etwas trinkt und dann die erste Etage, in der auch Cabaret-Aufführungen stattfinden. Das Personal ist sehr freundlich und nett. Der Maitre spricht sogar perfekt deutsch. Jedenfalls aßen wir dort sehr gut und tranken auch einen sehr, sehr guten Bordeaux für 18 Euro/Flasche. Als Nachtisch entschieden wir drei uns für "Mousse au chocolat". Es war die Beste, die ich je gegessen habe. Absolut genial Es war eigentlich zu schade, die aufzuessen.... so lecker.
Den Rückweg nutzen wir dann als Verdauungsspaziergang. Leider mußte Michelangelo an diesem Abend ohne seine "Sonneeeee" auskommen......