4. Tag – Kairo und Gizeh – 16.08.2009
Unser erster Landgang. Bereits von Deutschland aus hatte ich bei einem bekannten Unternehmer in Hurghada den Ausflug für uns gebucht. Auf eine Mammut-Tour mit 150 Bussen, zu jeweils 40 – 50 Leuten, die einem Reiseleiter hinterher rennen, hatte ich keine Lust.
Pünktlich um 7.15 Uhr stand schon Mohammed mit unserem Fahrer bereit. So ging es zwar im Konvoi mit den Bussen Richtung Kairo, aber dort trennten sich unsere Wege, denn wir besuchten zuerst die Pyramiden von Gizeh. Die Fahrt war kurzweilig, denn Mohammed erklärte uns schon vieles und es gab einiges zu beobachten. Unattraktiv an der Strecke ist allerdings der ganze Müll, den die Ägypter mit Vorliebe einfach so in die Landschaft werfen. Eigentlich schade, denn diese ist in Ägypten sehr abwechslungsreich. Vom grünen Niltal oder dem Delta mit dem Suez-Kanal bis hin zur Sand- und Steinwüste bietet sich eine vielseitige Natur.
Nach gut zweieinhalbstündiger Fahrt kamen wir an den Pyramiden an. Mohammed besorgte uns vorher noch Wasserflaschen, so dass wir gut eingedeckt waren. Außerdem gab es uns Anweisungen, wie wir uns verhalten sollen und mogelte ein bisschen beim Eintritt. Desweiteren gab es uns den Rat, schon vor dem Eingang zu den monumentalen Bauwerken die Toiletten zu besuchen, da diese sauber wären. Wir befolgten diesen gerne.
Schließlich setzen uns Fahrer und Mohammed an den Pyramiden ab. Wir hatten 45 Minuten Zeit, die auch durchaus ausreichend sind, denn irgendwann mal nerven die Kameltreiber und Händler dort nur noch. Obwohl es da – im Gegensatz zur Sphinx echt harmlos war.
Fleißig filmten und fotografierten wir. Ein Wächter bot sich an, von uns Fotos zu machen, auf denen wir alle drauf waren. Leider hatte ich kein Bakschisch dabei, aber noch ein paar Bonbons. So hatten wir dann auch Fotos, auf denen nicht immer einer fehlte. Die Pyramiden sind gigantisch. Wenn man sich vorstellt, die stehen schon 4000 Jahre und fallen nicht zusammen… so mancher Architekt aus unserer Zeit könnte sich ein Beispiel nehmen.
Leider nervten hier vor allen Dingen die Kameltreiber, die einem regelrecht hinterher liefen. Die Decken von den Tieren waren so versifft und vergammelt, dass ich mich selbst für Geld nicht auf so ein Tier gesetzt hätte… außerdem rochen die nicht gerade lecker…. Es ging dann nachher fast nur noch so, knipsen, filmen, weglaufen. Ich hätte die Zeit dort oben gerne noch etwas genossen, aber wir hatten dann wirklich keine Lust mehr.
Schließlich fuhren wir dann noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man alle drei Pyramiden im Blick hatte. Mohammed machte auch hier Fotos von uns allen. Er war absolut geduldig und erklärte wirklich alles ausführlich. Da es sich hier aber nicht um eine Reiseführer-Homepage handelt, spare ich mir detaillierte Erklärungen mit geschichtlichen Daten. Das können andere besser.
Von den Pyramiden aus ging es zum Sphinx. Mohammed lies uns an einer guten Stelle heraus und ging mit uns bis zum Eingang. Dort erklärte er uns noch einige Details zu Größe usw. Der Sphinx ist recht klein. Auf den Fotos wird er immer sehr groß – ist er aber nicht. Es kommt einfach auf die Perspektive an, die man beim fotografieren hat.
Auf dem Gelände mussten wir wirklich sehr viel Geduld aufbringen. Die Händler dort nervten abartig. Das Revier ist für sie aber auch extrem günstig, da man einen schmalen Gang langlaufen Muss und so keine Möglichkeit hat, zu entweichen. „Emshi“ war hier mal wieder angesagt. Schließlich fanden wir eine schöne Stelle zum gucken und fotografieren – ohne Händler.
Wir spazierten dann noch weiter und konnten originale Plastik-Sphingen bewundern, Blechbilder usw. Ließen uns aber auf keinen Handel ein, sondern gingen zügig unseren Weg. Leider mussten wir auf dem Weg hinaus beobachten, wir ein Händler einen gehbehinderten Mann, der auch noch auf Krücken lief, dermaßen bedrängte, dass es echt schon nicht mehr lustig war. Schließlich bekam der Händler so einen Wutanfall, dass er den Stapel Postkarten vor dem Besucher auf den Boden warf. Sehr unschön….
Nun ging es zu dem Restaurant, in dem es Mittagessen gab. Ich hatte schon lange nicht mehr ein so lustiges Mittagessen, wie an diesem Tag. Wirklich. Kathrin und ich mussten uns zusammen nehmen, dass wir nicht jedes Mal, wenn der Kellner kam, laut losprusteten. Die Handbewegungen, der Gang, wir wussten gleich, auf welchem Ufer der herum stolperte. Aber nicht das fanden wir lustig, wir stehen homosexuellen Menschen gegenüber sehr offen da, sondern die ganzen Bewegungen. Alle paar Minuten kam er und stellte die Menage und die Blumen auf dem Tisch wieder um. Ich glaube, die beiden Utensilien wanderten während der 1,5 Stunden einmal quer über den Tisch und wieder zurück. Die kreisende Handbewegung dabei wäre filmreif gewesen.
Das Essen war sehr gut – aber viel zu viel bei der Hitze. So aßen wir auch nicht alles auf. Was im Orient ja nicht immer schlecht ist, denn wenn man Pech hat und isst den Teller leer, bekommt man die gleiche Portion nochmals. Das wäre doch zu viel gewesen.
Eigentlich wollten wir noch auf den Bazar. Aber irgendwie war es uns zu heiß, das sagten wir auch Mohammed. Da ich als Mitbringsel noch einige Papyrus brauchte, fuhren wir dann zu einer Papyrus-Fabrik… naja… 10 Männer und zwei blonde Frauen… das war was. Wir wurden zugetextet – auf Englisch. Ich spreche es sehr gut und Kathrin auch, Florian hat auch keine Probleme, aber diesen Dialekt habe ich noch nie gehört. Wir suchten dann einige kleine Bildchen aus. Wenn ich an die Preise in Hurghada denke, Muss ich dazu sagen, dass die in diesem Geschäft um das Doppelte bis Dreifache höher waren.
Nach dem Einkauf ging es dann noch zu unserem letzten Ausflugsziel an diesem Tag. Der Alabaster-Moschee. Hier mussten wir erst mal ein Stück laufen. Zum Glück ging an diesem Tag ein leichter Wind, was uns das erleichterte. Von dem Hügel, auf dem diese Moschee steht, hat man einen wundervollen Blick über die ganze Stadt. Allerdings kann man Kairo nicht als schön bezeichnen, sondern eher als Moloch. Ich war in Südafrika im Township, aber was da abgeht – nicht nur in den Armenvierteln – ist wirklich nicht mehr lustig, Zwischen Müll und Dreck wird mitten auf einer Straßenkreuzung Obst und Gemüse verkauft. Sehr lecker und bestimmt auch gesund. Die Fahrt zur Alabaster-Moschee führte uns mitten durchs Armenviertel. Dagegen sind die Townships in Kapstadt und Johannesburg wirklich noch ordentlich und sauber.
Die Alabaster-Moschee wurde von Mohammed Ali gebaut. Nicht dem Boxer! Er ist auch dort begraben und für viele ägyptische Moslems ist dieses Gebäude eine Pilgerstätte. Was das Tragen von Kopftuch angeht, ist man in dieser Moschee relativ neutral. Kathrin und ich mussten keins anziehen und auch über unsere Kleidung keine weitere Bedeckung. Wir hatten uns für den Tag auch bewusst so gekleidet, dass wir nicht auffallen würden. Dafür bekamen wir von unserem Guide auch ein Lob. Sieht zwar auf den Fotos nicht so schön aus, ist aber besser, als wenn man herumläuft, als begäbe man sich zum Strand von Playa de Palma. Die Moschee war ursprünglich weiß. Durch die Abgase der Autos und Häuser, ist diese aber mittlerweile in einem wunderschönen Grauton. Innen gibt es reich verzierte Säulen und Treppenaufgänge. In den Ecken stehen Ständer mit Gebetsketten. Die Teppiche waren trotz der vielen Besucher sauber. Schuhe werden auch hier selbstverständlich ausgezogen. Wir bewunderten den großen Leuchter, der aber auch mal einen Staublappen sehen und ein paar neue Glühbirnen gebrauchen dürfte.
Nach dieser Besichtigung verabschiedete sich Mohammed von uns. Unser Fahrer brachte uns dann wieder Richtung AIDAvita in Port Said. Es ging zurück entlang des Suez-Kanals, der so liegt, dass man, wenn dort ein Schiff fährt, das Gefühl hat, es fährt auf der Straße. Vorbei an Bauernhöfen, die in Deutschland gleich den Bund für Naturschutz auf den Plan rufen dürften.
Unser Fahrer war wirklich super. Nicht der übliche typische ägyptische Fahrstil, sondern schon eher Deutsch... wahrscheinlich eine Auflage seines Auftraggebers. Wer schonmal in Ägypten weiß, daß auf den Transitrouten oft Schwellen im Boden eingelassen sind und an allen möglichen Stellen mitten in der Pampa Kontrollstellen sind. Normalerweise kennen die Fahrer diese Stellen. Doch da gab es eine neue Schwelle... und während wir so vor uns hinfuhren, tat es plötzlich einen Satz im Auto, wir schlugen mit dem Kopf an die Decke... unser Fahrer hielt an, und meinte nur: "Sorry, this must be a new one." - Also, eine neue Schwelle. Wir haben uns erstmal totgelacht. Wenn mein 1,90 m großer Sohn mit dabei gewesen wäre, hätte der wahrscheinlich ein Problem mit seinem Kopf gehabt.
Nach zwei Stunden waren wir dann wieder im Hafen und gingen auf die AIDA. Dort war es noch sehr ruhig, denn die Busse mit den Passagieren, die über das Schiff gebucht hatten, standen noch aus. So konnten wir an dem Abend in Ruhe auf der Terrasse essen und es gab kein Gedrängel. Gegen 20.30 Uhr trafen dann auch die Busse ein. Die Leute sahen etwas fertig aus. Eine Mitreisende erzählte dann auch das Programm, was dies absolviert hatten. Da war ich doppelt froh, dass wir uns für die Tour auf privater Basis entschieden hatten.
An dem Abend gab es natürlich wieder Disco-Time. Aber vorher kletterten wir zu Dritt noch um 22.00 Uhr in den Whirlpool. Danach war mir ordentlich kalt und ich freute mich schon darauf, durchs Tanzen wieder aufzutauen.