Unser letzter "richtiger" Tag in dieser Stadt. Die Sonne scheint wieder. Auf dem Programm stehen heute der Topkapi-Palast und die Yerebatan-Zisterne. Danach – mal sehen, wie viel Zeit uns noch bleibt.
Wir begannen unsere Tour – auch auf Anraten des Reiseführers hin – mit dem Besuch in der Yerebatan-Zisterne. Der Eintritt beträgt auch hier 10 YTL. Der Eingang ist relativ versteckt. Man findet ihn nicht gleich. Nach Bezahlen des üblichen Obulus geht man eine Treppe herunter. Man betritt dann die riesige Halle, die wahnsinnig viele Säulen hat und wunderbar ausgeleuchtet ist. Im Hintergrund läuft sanfte Musik. Ein Ort der Meditation – wenn nur die vielen herumschreienden Japaner nicht wären. Es ist ratsam, die Zisterne schon am Morgen zu besuchen, bevor die Busse kommen. Wir waren gegen 9.30 Uhr Ortszeit da und des war schon relativ gut besucht. Auch türkische Schulklassen finden sich ein. Man läuft über Stege durch das Gewölbe. Es ist eine eigenartige, aber tolle Atmosphäre. Besonderheiten sind der Wunschbrunnen und die "Medusa". Am Wunschbrunnen befindet sich auch eine Säule mit Loch. Man sagt, wenn man einen Daumen dort hineinsteckt einmal herumfährt und sich etwas wünscht, ginge dies in Erfüllung.
Als wir dort waren, war auch eine türkische Mädchenklasse dort. Wir wurden angesprochen, wo wir herkamen. Als wir sagten, wir wären aus Deutschland, kam gleich die ganze Klasse zu uns und stellte uns auf türkisch-englisch Fragen. Die Unterhaltung war kurz, aber sehr nett. Als Abschiedsgeschenk wünschte sich die Klasse ein Foto mit uns, was wir natürlich gerne erfüllten. Wir haben uns dann auch ein Foto mit diesen kirchernden Türkinnen gewünscht. Wurde auch prompt erfüllt. Meine Tochter bekam dann noch einen Schokoriegel und wurde umarmt. Es war eine sehr nette Begegnung, die spontan und herzlich war.
Weiter ging es zu den Medusa-Säulen und zum Ausgang. Die Zisterne ist kein Ort, der, wie die Moscheen und der Topkapi-Palast, zu Ah- und Oh-Ausrufen animiert, hat aber trotzdem seinen Reiz und ich kann mir gut vorstellen, daß die Zeit der Ruhe und Musse, die man dort verbringt, in dem chaotischen Istanbul eine kleine Oase darstellt.
Nachdem wir wieder in das Stadtleben aufgetaucht waren, ging es in den Topkapi-Palast. Eine sehr beeindruckende Anlage, die einen in die Zeit der Sultane und der Harems zurückversetzt. Der Palast ist in mehrere Höfe unterteilt. Der erste ist relativ schlicht und kostet auch keinen Eintritt. Wenn man in die weiteren Höfe möchte, muß man die obligatorischen 10 YTL Eintritt bezahlen und sich ebenfalls einer Kontrolle unterziehen. Dann erwartet einen aber das Leben aus 1001 Nacht. Der Diwan ist sehr interessant. Die Decken sind mit Gold verziert, ebenso die Holzarbeiten außen. Den Eintritt für das Harem haben wir uns geschenkt, da die Schlange davor schon abschreckend genug war. Die Ausstellung des Porzellans in den Palastküchen fanden wir nicht so prickelnd. Der Park ist sehr schön angelegt und man findet wieder haufenweise Tulpen.
Weiter geht es in den dritten Garten. Dieser ist noch schöner als der erste, aber kleiner. Hier findet sich eine Ausstellung mit Gegenständen diverser Sultane. Sie ist sehr prachtvoll, leider aber auch entsprechend überfüllt. Man wird von einem Show-Case zum nächsten mehr oder weniger geschoben.
Es ist aber beeindruckend zu sehen, welchen Reichtum diese Herrscher gehabt haben müssen und welche Leibesfülle, denn die Kaftane, die dort ausgestellt sind, sind nicht nur prächtig an Stickereien sondern auch in ihrer Weite. In diesen Räumen ist Fotografieren und Filmen verboten. Sicherheitspersonal sorgt sehr eindeutig dafür, daß man das auch nicht tut.
In einem Raum versuchte jemand zu fotografieren, als die Sicherheitsbeamtin das bemerkte, benutzte sie eine Trillerpfeife, um ihn davon abzuhalten. Für einige Sekunden war in diesem Raum Stille.
Wenn man in den letzten Teil des Palastes kommt, erwartet einen rechts herunter eine super Aussicht auf den Bosporus, das Marmara-Meer und das Goldene Horn. Das dortige Restaurant sollte man meiden, denn die Preise entsprechen denen, eines Palastes.... Wir haben das schöne Wetter genutzt und die breite Balustrade um es uns dort gemütlich zu machen und unseren eigenen Proviant zu futtern. Nach der "Siesta" sind wir dann weiter gegangen um auf die linke Seite zu gelangen. Dort befindet sich der Goldbaldachin, unter dem der Sultan seine Mittagspause abhielt. Daneben ist ein Becken, in dem sich früher die Haremsdamen amüsierten.
Der Palast ist ein Muß! Die Pracht, die dort herrscht, kann man mit Worten nicht beschreiben. Für den Aufenthalt sollte man einige Stunden einrechnen und genug zu trinken mitnehmen. Die Preise dort sind utopisch. Es gibt dort nur zwei Toiletten (eine im 3. Hof und eine im 2. Hof). Leider war die Toilette im 3. Hof kaputt und von der im 2. Hof funktionierten auch nur zwei von drei. Da meine Tochter auch noch kurz vor einer Gebetszeit dorthin mußte, wurde der Waschraum von Frauen blockiert, die ihre rituellen Waschungen dort abhielten. Sie waren aber so freundlich, den Frauen, die nur die Hände waschen wollten, Vortritt zu lassen.
Nachdem wir den Palast wieder verlassen hatten, besuchten wir noch den Gülhane-Park, der gleich nebenan ist. Die Parkanlage ist sehr gepflegt und wir auch von den Istanbulern gerne besucht. Überall auf den Wiesen saßen ganze Familien und picknickten. Nachdem wir dort durchgelaufen waren, haben wir noch in der Teestube etwas getrunken. Leider haben die keinen Apfeltee, sondern nur den normalen Cay, den ich aber nach 14.00 Uhr nicht trinken kann, sonst schlafe ich nicht mehr. Wir haben dort einige Zeit gesessen und die Aussicht genossen. Die einzige Toilette im Gülhane-Park ist ein Stehklo, nicht sauber und kostet 75 Kurus.
Wir sind dann durch den Südausgang aus dem Park raus und zur neuen Moschee gelaufen. Sowohl meine Tochter als auch ich hatten Heißhunger auf Eis. In der Hoffnung, dort irgendwo welches kaufen zu können, nahmen wir auch den Weg an der Hauptstraße mit der entsprechenden Abgasbelastung in Kauf. Nach dem Fährhafen muß man aber nicht mehr an der Fahrbahn langlaufen, sondern geht zwischen diversen Fischbuden, Saftverkäufern und den Fahrkartenschaltern für verschiedene Fähren durch. An dem Samstag-Nachmittag war der Zulauf dort sehr groß. Man hatte das Gefühl, von den 16 Mio. Einwohnern, befinden sich 10 Mio. zwischen Neuer Moschee und dem Hafen.
Zielstrebig gingen wir dann zu den Straßen-Cafés an der neuen Moschee. Man lockte uns dann gleich damit, daß es Eis gäbe. Wir setzten uns, als der nächste Kellner kam und meinte: "No Ice" (ausgesprochen IZE). Wir wollten gerade gehen, als wieder ein Kellner meinte "Doch Eis." Na gut... wir warteten ab und ich bestellte noch einen Apfeltee. Das Eis kam – Mini-Magnum. War uns egal. Hauptsache Eis. Allerdings war die Rechnung dann Original-Magnum: 18 YTL. Wahrscheinlich hat der Kellner noch Kilometergeld-Pauschale berechnet, da er das Eis weiter weg holen mußte.
Wir haben dann noch einige Zeit auf den Stufen der Neuen Moschee gesessen und die vielen vorbeilaufenden Leute beobachtet. An dem Tag wurden in Istanbul wahrscheinlich Decken verschenkt, denn jede zweite Frau lief mit Decken unterm Arm herum.
Anschließend sind wir dann von Eminönü mit der Straßenbahn nach Sultanahmet gefahren. Das einzige Mal. Wir kamen uns vor, wie Ölsardinen in der Büchse. In Sultanahmet sind wir dann nochmal zum Abschied in den Park zwischen Haghia Sofia und Blauer Moschee gegangen um endlich Sonnenfotos von beiden Kirchen zu machen. Der Park war gut besucht und zwischen den Tulpenbeeten lagen Touristen und türkische Familien um zu dösen oder mit ihren Kindern zu spielen. Im Hintergrund spielte Live-Musik (Hande Yener). Zum Abschluß dieser Reise eigentlich viel zu schön. Auf dem Rückweg zum Hotel kauften wir uns noch einen Seidenschal und einen Rock in einem der vielen Geschäfte. In diesem kann man aber einkaufen, ohne blöd angelabert zu werden. Die Ware ist außerdem qualitativ sehr gut.
Den Abend ließen wir dann wieder bei einem leckeren Essen im "Baran 2" ausklingen. Da wir am nächsten Morgen schon um 2.00 Uhr aufstehen mußten, ging es dann auch bald ins Bett.
Der Rückflug war sehr angenehm. Es handelte sich wieder um einen Airbus A320, diesmal aber mit Bordfernsehen. Wir wurden mit einem Film über die Türkei und Istanbul unterhalten (mit Untertiteln auf Türkisch und Englisch). Das Flugpersonal war sehr nett. Der Flug sehr angenehm. Gegen Atlasjet kann ich in keinster Weise etwas sagen.