Mit dem Unimog in die Pampa hinter Manavgat
In diesem Jahr rangen wir uns zum ersten Mal dazu durch, einen organisierten Ausflug zu buchen. Was aber sollten wir unternehmen? Schließlich sollte es eine Tour sein, von der wir alle etwas haben. Also entschlossen wir uns, eine Unimog-Safari zu machen. Pamukkalle für einen Tag kam für uns wg. des Besuchs einer Teppichfabrik nicht in Frage. Aufenthalt am Ort selber zwei bis zweieinhalb Stunden. Die aber wahrscheinlich auch nur, wenn vorher in der Teppichfabrik genügend Umsatz gemacht wurde. Und dafür drei bis vier Stunden Busfahrt. Nö... danke!
Wir buchten dann den Ausflug und wurden auch sehr pünktlich abgeholt – mit dem Unimog. Einem gelben Ungetüm. Irgendwie sah es aus wie Marke Eigenbau. Wir suchten uns Plätze und ich wunderte bzw. ärgerte mich auch noch über die in dem Fahrzeug herumliegenden leeren Wasserflaschen. Es sah sehr unaufgeräumt aus. Warum, das erfuhren wir dann schon bald.
Wir sammelten noch weitere Fahrgäste auf, bis wir uns in Komköy noch mit zwei anderen Unimogs trafen. Hier war die Zentrale. Was uns da wunderte war, dass eine Unimog-Gruppe sich dort regelrecht mit Wasservorräten eindeckte. Befürchtete man Pannen in abgelegenen Winkeln, die nicht zugänglich sind? Oder waren die Parties mit Raki und Efes so ausschweifend, dass man den Kater auf diese Art versuchte zu bewältigen? Pumpguns und Wasserspritzen wurden ebenfalls gezückt. Ja Hilfe... Naja. Es sollte ja auch einen Badestop geben.
Es ging dann los. Erst noch ein Stückchen über die D 400 und dann ging es ab in die Felder und Wiesen. Über Stock und Stein. Unser Fahrer konnte ausser "Festhalten" und "Gebüsch" kaum ein Wort Deutsch. Aber diese Worte erwiesen sich für die nächsten Stunden als sehr wichtig. Zuerst fotografierte ich noch munter und filmte... aber bald schon packte ich die beiden Kameras in die tiefsten Ecken meines Rucksackes, denn schnell stellte sich heraus, warum die Mitfahrer auf dem einen Unimog sich schon so mit Wasser eingedeckt hatten. Eine regelrechte Wasserschlacht startete. Wir wurden naß gespritzt bis aufs Hemd. Zum Glück hatte ich genügend Handtücher mit, so konnten sich Florian und ich einigermaßen davor schützen.
Irgendwann war dann mal wieder Spritzpause und man konnte die Landschaft, durch die wir fuhren, sehr genießen. Ecken, an die man mit dem normalen Pkw einfach nicht hin kommt. Melonenfelder so weit das Auge reichte.
Dann gab es den ersten Stopp – bei einer Nomadenfamilie... Jaja... Nomaden sind lt. meiner Kenntnis Wanderhirten.. aber das war schon keine Nomadenfamilie mehr, sondern eine Familie, die sich quasi als Schaustück zur Verfügung stellte. Ich möchte nicht wissen, wie viele Jeep- und Unimog-Gruppen dort jeden Tag vorbei fahren. Witzig fanden wir alle, dass mitten auf dem Platz vor dem Haupthaus eine kleine Kiste mit dem Vermerk "Tipp" stand – also Trinkgeld. Jaja... gerne doch – aber nicht von mir.
Erfreut waren wir aber über den dortigen Brunnen, denn wir wußten nun, wofür die vielen leeren Wasserflaschen auf unserem Unimog waren und so deckten wir uns reichlich ein, damit wir uns endlich wehren konnten.
Ganz witzig war aber folgendes: Hier in Lindenberg gibt es eine schöne kleine Boutique. Die hat pfiffige Mode aber nicht zu teuer. Eine Verkäuferin von dort läuft mir jedes Jahr im Urlaub über den Weg – diesmal war sie mit auf der Unimog-Tour....
Nach einigen Kilometern Weiterfahrt hieß es plötzlich: Stopp... unser Fahrzeug hatte einen Platten. So hielten wir dann mitten in einem abgelegenen Dorf. Totenstille, bis auf einen Hund, der meinte, er müßte uns mitteilen, dass er der Herr dort ist. Aber es war idyllischer als die Pseudo-Nomadenfamilie. Nach kurzer Pause ging es weiter.
Wieder über Stock und Stein und hin und her. Die ersten kleinen Steigungen wurden gemeistert und immer wieder tönte es von vorne "Festhalten" oder "Gebüsch". Schließlich hörten wir von vorne lautes Kreischen. Schon bald wußten wir warum: Mitten in der Peripherie war eine Art Kaserne und davor standen 10 Soldaten, die sich einen Spaß daraus machten, uns mit einem richtig dicken Strahl naß zu spritzen. Jetzt waren wir wirklich nass....
Zwischendurch gab es immer wieder Stopps, bei denen uns "Mustafa" – der Einfachheit halber heißt er mal so – Dinge über das Leben in der Region und über die Geologie erzählte. So auch an einem der vielen Aquädukte aus der Römerzeit, die es in dieser Region gibt. Zwei Jahrtausende alt lassen sie ahnen, wie gewieft damals schon die Technik war und wie ausgefeilt. Mancher Architekt heutzutage könnte sich ein Beispiel dran nehmen.
Schließlich machten wir, nachdem wieder alle Wasservorräte aufgebraucht waren, einen Stopp an einer kleinen Lokanta. Dort geht es auch in Richtung Seleukeia (Lybre). Dort konnten wir uns mit Gözleme und Getränken stärken. Wir wunderten uns zuerst warum zu so einer Uhrzeit, sollte ja bald Mittagessen geben, aber das sollte doch noch etwas dauern. Nach gut einer halben Stunde Rast incl. Besuch des "Emergency Rooms" bzw. doch lieber "Blümchengießen" und natürlich Wassertank füllen ging es weiter Richtung Lybre.
Leider hatte ich am Vortag vergessen, das Akku meines Fotoapparates zu laden, so dass ich hiervon nur ein Foto habe. Danach ist Ende mit Foto für diesen Tag. Ärgerlich. "Mustafa" erklärte wirklich ausführlich die Geschichte des Ortes Lybre und wir bekamen genügend Zeit, uns dort umzusehen und zu fotografieren – wenn möglich.
Weiter ging es dann durch einen wirklich wunderschönen Wald mit vielen Pinien und eine faszinierende Landschaft. Leider, so erzählte "Mustafa" – und dass wußte ich auch noch durch diverse Internetforen – hatte es in der Region vor zwei Jahren einen schlimmen Waldbrand gegeben, so dass ein Großteil des Waldes abgebrannt ist. Auch verloren viele Familien ihr Hab und Gut und mußten ihr Leben von vorne starten.
Nach etlicher Rumpelei durch Flüsse, Wälder über Steppe und natürlich vielen heftigen Wasserschlachten kamen wir dann an unserem mittäglichen Ziel, dem Restaurant "Eser" am unteren Stausee an. Die Aussicht von der Terrasse ist fantastisch. Über den See hinweg bis in die Berge. Himmlische Ruhe war dort – aufgrund 40 schnatternder Menschen natürlich nicht mehr. Hier konnte man auch auf einem Esel reiten. Florian, unser Jüngster, ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Da in seiner Gruppe viele Jungs und Mädchen waren, starteten diese ein regelrechtes Eselrennen. Mit lauten "Jallah, Jallah"-Rufen feuerten sie ihre Tiere an. Jallah ist arabisch und bedeutet: Nu mach mal schneller.
Anschließend gab es dann Mittagessen. Wir konnten zwischen Fisch, Lamm und Geflügel wählen. Es war eßbar und die Portionen eher übersichtlich, aber den mittäglichen Temperaturen angepaßt. Als Nachtisch gab es Orangen... naja.. Melone wäre mir lieber gewesen. Da hätte ich ein Kilo von verdrücken können.
Von dort aus ging es weiter an den See zur Badestelle. Sagen wir mal so: Die halbe Stunde Planscherei an dieser nicht gerade schönen und sauberen Badestelle kann man sich sparen. Da hätte es schönere Plätze gegeben. U. a. auch Lokantas, die direkt am See liegen, mit Steg, wo man wunderschön sitzen, baden und auch Esel reiten kann. Aber vielleicht hat der Anbieter ja einen Vertrag mit der Familie, die "zufälligerweise" dort sitzt und Waren anbietet. Obwohl Einige froh darum waren... Ein T-Shirt flatterte gleich am Anfang davon und bei einer Dame war das T-Shirt so durchnäßt, dass keine Chance bestand, es bis zur Moschee in Manavgat wieder trocken zu bekommen.
Ab diesem Pausenpunkt lies dann auch die Wasserspritzerei allmählich nach. Wir waren alle naß genug und schließlich wollten wir ja auch trocken an dem Gebetshaus ankommen.
Aber zuerst ging es dann nochmals quer durch die Pampa. Wir beobachteten einen Schafhirten, der laut schimpfend hinter uns her rief und gestikulierte. Klatschmohnfelder, abgelegene Dörfer und natürlich machten wir noch die eine oder andere Wasserschlacht, aber die waren dann schon mehr oder weniger harmlos.
Einen kurzen Stopp gab es noch am Wasserfall des Manavgat-Flusses. Diesmal aber auf der anderen Seite, als der, die dem üblichen Publikumverkehr dient. Natürlich konnte man hier auch Fotos kaufen und das Video, welches permanent während der Tour gedreht wurde, bestellen. Wir verzichteten auf das Video, kauften aber ein Foto, auf dem wir mal als ganze Familie drauf sind – das Einzige im ganzen Urlaub. Ab diesem Stopp war das Spritzen untersagt.
Nun ging es noch in die Große Moschee von Manavgat. Ein wunderschönes Gebäude. Mit Liebe und vielen Spendengeldern aus der ganzen Welt erbaut. "Mustafa" erklärte uns ein wenig die Geschichte dieses Gebetshauses und auch die fünf Säulen des Islam. Dann betraten wir das Gebäude. Die Damen durften sich aber vorher noch mit Kopftüchern schmücken und alle die Schuhe ausziehen. Dieser weiche Teppich... die wundervoll bemalten Fliesen und der riesige Kristalllüster lassen einen in Ehrfurcht erstarren. Wir betrachteten das Gebäude ehrfürchtig und in Ruhe. Schließlich ging es wieder hinaus in die Wärme der Stadt. Von hier aus fuhren wir dann wieder in Richtung unserer Hotels.
Verdreckt, k. o., glücklich und mit leicht schmerzenden Gliedern landeten wir gegen 18.15 Uhr wieder im Hotel. Fazit: Der Ausflug ist eine Gaudi und sein Geld wert. Wir haben pro Person 25 Euro, Florian 12,50 Euro, bezahlt. Includiert ist das Mittagessen, kein Getränk, aber jede Menge Spaß und Information. Und bis auf die "Nomadenfamilie" eigentlich auch ganz erträglich. Allen, die diese Tour noch machen werden, wünsche ich viel Spaß.